15. April 2019

Bungalow aus Holz: Die Renaissance eines Klassikers

Der Bungalow fristete jahrzehntelang ein Schattendasein. Heute präsentiert er sich wieder in Bestform. Als Einfamilienhaus erfreuen sich Bungalows aus Holz großer Beliebtheit - übrigens bei Jung und Alt. Wie kommt es zu diesem unverhofften Revival?

„Komm vorbei in meinem Bungalow. Ich hab’ Snacks für die Late-Night-Show“, heißt es in einem Song der Band Bilderbuch als ironisches Statement zum ebenerdigen Einfamilienhausklassiker. Aber auch frei von Ironie macht der Bungalow erneut von sich reden. Für viele Bauherren ist der Bungalow wieder zum Inbegriff eines modernen Lebens geworden, nachdem er nach seiner Boomphase in den Sechziger Jahren weitgehend aus der Mode gekommen war.

Das Leben im Bungalow: Wohnkomfort auf einer Ebene

Bungalows stehen in erster Linie für ein barrierefreies und kommunikatives Wohnen auf einer Ebene und für Tageslicht und Transparenz durch große Fensterflächen. Durch diese praktischen Zutaten begeistert der Bungalow junge Familien mit kleinen Kindern ebenso wie Best Ager aus der Generation 50plus, die zum zweiten Mal bauen und ein bequemes Leben im Alter planen. In der einen Lebensphase freuen sich die Bewohner, dass sie keine Treppengitter als Absturzschutz benötigten, in der anderen verzichten sie gerne auf die kleinen Hindernisse des Alltags und natürlich auf das beschwerliche Treppensteigen. Ideal sind Bungalows deshalb natürlich auch für Mehrgenerationshäuser und generationsübergreifende Wohnprojekte. Durch die Brille des Architekten betrachtet, ist der Bungalow zudem eine perfekte Symbiose aus Leichtigkeit, Großzügigkeit und Nüchternheit: klare Linien, keine Kompromisse, kein Firlefanz.

Bungalow in Holzbauweise, Innenraum

Häuser im Bungalowstil: Offene Grundrisse mit praktischer Aufteilung

Auf der Baustil-Beliebtheitsskala rangieren Bungalows inzwischen ziemlich weit oben. Fast jeder Dritte wünscht sich ein Bungalow als Eigenheim und neues Zuhause. Häufig werden heute Bungalows in Holzbauweise gebaut. Mit allen typischen Merkmalen: Ein geradliniger Baukörper, großzügige Raumsituationen, bodentiefe Fensterfronten und ein Flachdach. Auf Wunsch werden natürlich auch andere Dachformen als ein Flachdach auf den gestreckten Baukörper gesetzt, denn ein Bungalow muss nicht per Definition ein Flachdachhaus sein. Überwiegend werden Bungalows in L-Form gebaut, die Häuser können aber natürlich auch anders gestaltet werden. Beispielsweise ist eine H-Bauform sehr nützlich, um Wohnbereiche für Kinder, für das Home-Office oder für die Großeltern von den übrigen Wohnbereichen räumlich abzutrennen.

Ein Bungalow aus Holz verbindet dabei die klimaschonende Bauweise und das angenehme Wohngefühl des Holzhauses mit der minimalistischen Ästhetik der Moderne. Vorteile hat ein Bungalow aus Holz nicht nur aufgrund der Barrierefreiheit und der ökologischen Bauweise. Bungalows sind auch deshalb en vogue, weil offene Grundrisse mit fließenden Raumübergängen voll im Trend liegen. Ähnlich verhält es sich mit dem Wunsch, die Wohnräume zum Garten hin zu öffnen und möglichst viel Natur und Tageslicht über die Fensterfläche in das Haus zu holen. Darüber hinaus sprechen jenseits wohnästhetischer Gesichtspunkte ökologische und ökonomische Aspekte für den Haustyp Bungalow. Die kompakte Form des Baukörpers des Bungalows senkt den Verbrauch an Baumaterial, Lohnkosten und Heizenergie, die großen Fensterfronten minimieren darüber hinaus durch den Tageslichteinfall die Stromkosten.

Bungalow in Holzbauweise

Wohnen im Bungalow: Immer nur ein Schritt bis zum Garten

Die Schönheit eines Bungalows entfaltet sich vor allem auf einem hübschen Grundstück, das nicht zu klein sein sollte. Ohne einen ausreichend großen Garten kommen die Vorzüge dieses Haustyps nicht wirklich zur Geltung, da sich ein Bungalow aufgrund seiner geringen Gebäudehöhe elegant an das umgebende Gelände anschmiegen sollte. Der Garten ist bei einem Bungalow quasi ein verlängerter Bereich der Wohnfläche und wird durch bodentiefe Fenster und zahlreiche Terrassentüren nahtlos an die Innenräume angebunden. Diese „naturnahe“ Direktverbindung von innen und außen zeichnet das Wohngefühl in einem Bungalow aus und sollte daher bereits bei der Grundrissplanung genau berücksichtigt werden.

Zum Schluss noch etwas unnützes Wissen zum Angeben: Sprachlich ist der Bungalow ein angloindischer Import aus dem 17. Jahrhundert. Ursprünglich stammt der Begriff Bungalow aus der hindustanischen Sprache vom Wort banglā bzw. vom Adjektiv bangālī ab. Wörtlich bedeutet dies bengalisch oder aus Bengalen, der Bungalow wäre dann ein „Haus aus Bengalen“, wo eine eingeschossige Bauweise verbreitet war. In Deutschland hatte die Karriere des Bungalows in den Sechziger Jahren ihren Höhepunkt, der berühmte Kanzlerbungalow in Bonn gibt von dem damaligen Hype ein markantes Zeugnis ab. In den USA gehörten und gehören Bungalows in Holzrahmenbauweise aber seit jeher zu den beliebtesten Haustypen. Und wahrscheinlich wird dies bald bei uns ganz ähnlich sein.