10. Februar 2023

Welche Holzbauweise ist für mein Bauprojekt die richtige?

Wer sich beim Hausbau für Holz als Baumaterial entscheidet, kann zwischen vielen Holzbauweisen wählen. Verschiedene Konstruktionsweisen haben sich über die Jahrhunderte entwickelt und etabliert. Bei allen Unterschieden haben alle Holzbauweisen eines gemeinsam: Sie sind umwelt- und klimafreundlicher als das Bauen mit Beton oder Mauerwerk, da der nachwachsende Rohstoff aus dem Wald ein natürlicher Kohlenstoffspeicher ist.

Wer sich im Netz einen Überblick über die verschiedenen Holzbauweisen verschafft, wird über den ein oder anderen der folgenden Begriffe stolpern. Von der Holzrahmenbauweise, Holztafelbauweise, Holzmassivbauweise liest man dort ebenso wie vom Blockbau, Holzskelettbau und Holzständerbau. Mitunter fällt es dabei schwer, die feinen Unterschiede zu erkennen und vor allem zu entscheiden, welche Holzbauweise für das eigene Bauprojekt infrage kommt. Das Bauen mit Holz hat eine lange Tradition, über die Jahrhunderte haben sich unterschiedliche Holzbauweisen in verschiedenen Regionen entwickelt.

Hochwertige Holzbaustoffe und leistungsfähige, modern ausgestattete Holzbaubetriebe sorgen heute für langlebige und konkurrenzfähige Gebäude aus Holz. In fast jeder Größe werden mittlerweile Holzkonstruktionen errichtet, dies zeigen die vielen Hochhäuser und mehrgeschossigen Wohnhäuser aus Holz. Derzeit wächst Deutschlands höchstes Holzgebäude in Hamburg in den Himmel, das bei seiner Fertigstellung eine Höhe von 65 Metern erreicht haben wird. Das Mjøstårnet im norwegischen Brumunddal überragt mit einer Höhe von stolzen 85,4 Metern sogar das Hamburger Leuchtturmprojekt und gilt seit 2019 als das höchste Holzhaus der Welt. Der Baustoff Holz ist wieder salonfähig geworden, bei großen Vorzeigeprojekten ebenso wie beim Mehrfamilien- und Einfamilienhausbau, bei der Hausmodernisierung oder bei Anbauten und Aufstockungen.

Holzbau ist nicht gleich Holzbau

Alle Holzbauweisen tragen allein schon durch die Substitution von klimaschädlichen und energieintensiven Baustoffen wie Zement und Beton erheblich zum Klimaschutz bei. Unterteilen lassen sich die verschiedenen Holzbauweisen in die Kategorien Holzmassivbau und Leichtbau. Zur Leichtbauweise aus Holz zählen gemeinhin Bauweisen wie der Holzrahmenbau, der Holztafelbau oder der Holzskelettbau bzw. Holzständerbau. Als massiv werden Holzbauweisen bezeichnet, die wie die rustikale Blockbauweise auf Vollholzwände setzt. Aus diesem Grund haben die Holzmassivbauweisen den höchsten Holzanteil. Es wird also eine große Menge an Holz eingesetzt, da die Wände und Decken des Hauses komplett aus massivem Holz gefertigt werden. Die sonst geläufigen Holzbauweisen stehen eher in der Tradition des Fachwerkhausbaus und verwenden Holz nur in der tragenden Konstruktion. Ergänzt werden diese bewusst holzschonenden Bauweisen durch Dämmmaterialien, Holzwerkstoffplatten und andere natürliche Plattenwerkstoffe. Die Art der Aussteifung, die zur Stabilisierung der tragenden Konstruktion dient, entscheidet dann letztlich über die Bezeichnung der Holzbauweise beim Leichtbau.


Holzskelettbau

Holzbauweise in enger Verwandtschaft zum Fachwerkbau: Holzständer- und Skelettbau

Der Ständer- und Skelettbau sind Holzbauweisen, die in direkter Verbindung zum traditionellen Fachwerkhausbau stehen. Bei beiden Holzbauweisen wird die Grundkonstruktion aus tragenden Holzständern aus Vollholzbalken errichtet. Diese Konstruktion dient zur Lastabtragung des gesamten Gebäudes. Die übrigen Balken und Wände des Hauses besitzen keine tragende Funktion.

In heutiger Zeit wird die klassische Holzständerbauweise hauptsächlich vom sogenannten Holz-Ingenieurbau und für die Errichtung von Industrie- und Gewerbehallen und landwirtschaftlichen Gebäuden wie Ställe und Scheunen genutzt. Die senkrechten Stützen der Ständerbauweise reichen dabei vom Boden bis zum Dach und kommen geschossübergreifend zum Einsatz. Im Anschluss wird das Gerüst aus Holz mit Holzplatten ausgesteift.

Beim Bau von Einfamilienhäusern wird eher die sogenannte Skelettbauweise favorisiert. Wie der Name bereits nahelegt, wird ein Gerippe aus durchlaufenden Stützen, waagerechten Trägern und diagonalen Streben zur gleichmäßigen Lastabtragung errichtet. Bei der Holzskelettbauweise dient nur das Skelett als tragendes Gerüst für das gesamte Haus. Jahrhundertelang wurden die Ausfachungen beim Fachwerkhausbau mit Lehm oder Ziegelmauerwerk gefüllt. Heute werden die Zwischenräume mit Dämmstoff gefüllt und mit Holzwerkstoffen und Gipsfaserplatten beplankt.

Weil beim Skelettbau die Zwischen- und Innenwände nichttragende Elemente sind, punktet die Skelettbauweise durch eine hohe Flexibilität und Variabilität bei der Raum- und Grundrissgestaltung. Auch später lassen sich Grundrissänderungen daher auf einfachem Wege umsetzen. Vor allem erlaubt diese Holzbauweise besonders riesige Fensterflächen und Glasfronten, da große Abstände zwischen den tragenden Balken ohne Statikprobleme bewältigt werden können. Im Ergebnis wirken Holzhäuser in der Skelettbauweise aufgrund des hohen Anteils an Glasflächen meist sehr filigran und transparent.

Beliebt beim Hausbau: Holzrahmenbau und Holztafelbau

Der Holzrahmenbau und die Holztafelbauweise haben sich beim hochwertigen Hausbau und Wohnungsbau weitgehend durchgesetzt. Beide Holzbauweisen unterscheiden sich eher graduell im Hinblick auf den Vorfertigungsgrad. Sie stehen für sehr energieeffiziente Gebäude, die in kurzer Bauzeit und mit einem hohen werkseitigen Vorfertigungsgrad gebaut werden. Beliebt bei Bauherren und Baufrauen sind beide Holzbauweisen aufgrund der vielen Gestaltungsmöglichkeiten. Sowohl die Fassadengestaltung als auch die Innenwandgestaltung können je nach Wunsch umgesetzt werden, beispielsweise kann das Haus auch verklinkert werden oder eine Putzfassade bekommen. Ebenfalls gemein ist den Holzbauweisen ein sehr wirtschaftlicher Einsatz des nachwachsenden Baustoffes Holz. Bei beiden Holzbauweisen besteht die Konstruktion aus einem Gerippe aus Hölzern, die in gleichbleibenden Abständen zu einem Rahmen aus Holz verbunden und mit Holzwerkstoffplatten flächig beplankt werden, die zur Lastabtragung beitragen. Der Holztafelbau unterscheidet sich im Prinzip vom Holzrahmenbau nur dadurch, dass der Vorfertigungsgrad nochmals höher ist.


Holzrahmenbau

Holzbauweise Holzrahmenbau

Wie der Holzskelettbau hat auch der Holzrahmenbau seine historischen Wurzeln im Fachwerkbau. Bei dieser Holzbauweise bestehen die tragenden Elemente ebenfalls aus einer Holzkonstruktion, die beidseitig zur Aussteifung des Gebäudes beplankt ist. Ein großer Vorteil des Holzrahmenbaus ist es, dass die Dämmung in der Wandebene liegt. Dadurch bedingt erreicht diese Holzbauweise mit relativ schmalen Wandstärken eine hohe Wärmedämmung, was wiederum zu einem Flächengewinn im Innenraum führt. Typisch für den Holzrahmenbau ist ein mehrschichtiger Wandaufbau, der sich von Anbieter zu Anbieter im Detail unterscheidet. Bei unseren eigenen Fair Trade Häusern verwenden wir zum Beispiel ausschließlich unbehandelte Naturbaustoffe für die einzelnen Schichten des Wandaufbaus und garantieren einen luftdichten, aber dennoch diffusionsoffenen Wandaufbau. Auf diese Weise kann durch die Holzrahmenbauweise ein gesundes Raumklima erreicht werden, da die Wohnfeuchte von den Wänden aufgenommen und in trockenen Perioden wieder abgegeben wird.

Die Holzrahmenbauweise lässt sich nochmals in zwei Varianten unterscheiden. Weit verbreitet ist die Geschoss- oder auch Stockwerksbauweise, die auch Platform-Framing genannt wird. Gebäude werden hier Geschoss um Geschoss aufeinander aufgebaut, wobei die Rahmenkonstruktion der einzelnen Geschosse jeweils die Höhe eines Stockwerkes besitzt. Auf diese Weise werden die Stockwerke als geschlossene Elemente etagenweise errichtet und mit einer Deckenkonstruktion als Plattform abgeschlossen, auf der im Anschluss die nächste Etage errichtet werden kann.

Im Gegensatz dazu existiert die Balloon-Framing Bauweise. Die tragende Konstruktion wird dabei ähnlich wie beim Skelettbau über mehrere Stockwerke errichtet. Die Geschossdecken werden dann im Anschluss eingelegt. Wir vom Fair Trade Haus favorisieren eine sogenannte Quasi-Balloon-Framing Bauweise. Mit dieser Variante des Holzrahmenbaus kann jede Deckenhöhe nach Wunsch konstruiert werden, vor allem besitzt diese Holzbauweise aber klare bauphysikalische Vorteile, da die luftdichte Ebene der Außenwand auf Höhe der Raumdecken im Bereich des Wand-Decken-Anschlusses nicht durchdrungen wird. Die Raumdecke wird bei dieser wärmebrückenoptimierten Bauweise hingegen auf Randbohlen aufgelagert, die an den Holzständern der Außenwand befestigt werden. Eine gleichmäßige Wärmedämmung sorgt so für einen ausgezeichneten Wärme- und Feuchteschutz und eine optimale Luftdichtung, weil Wärmebrücken durch die Konstruktion bereits vermieden werden und nicht wie bei der Geschossbauweise nachträglich aufwendig durch Abklebung beseitigt werden müssen.

Holzbauweise Holztafelbau

Bei industriell geprägten Fertighausherstellern ist häufig die Rede vom Holztafelbau als Holzbauweise. Der Wandaufbau beim Holztafelbau unterscheidet sich in der Regel nicht großartig vom Holzrahmenbau, nur der Vorfertigungsgrad im Werk ist mitunter noch höher. Zur Baustelle werden vorgefertigte Wandelemente angeliefert, die beispielsweise neben Fenstern und Türen auch schon fertig verputzte Wände und Haustechnikmodule enthalten. So können die fertigen Wandtafeln mit geringem Aufwand und im hohen Tempo auf der Baustelle aufgestellt bzw. zum Haus zusammengesetzt werden. Moderne Holzbauweisen wie der Holztafelbau oder der Holzrahmenbau sind auf der Baustelle durch den hohen Vorfertigungsgrad im Werk besonders im Vergleich zur Massivbauweise bzw. Mauerwerksbauweise zeitlich enorm im Vorteil.

Die Bezeichnungen Holztafel-, Holzrahmen-, Holzskelett- oder Holzständerbau werden oftmals synonym verwendet und für die gleiche Holzbauweise benutzt. Aus Sicht des Zimmerers gibt es hier natürlich viele Unterschiede. Doch auch regionale Differenzen und Abgrenzungsbemühungen bei der Bezeichnung erschweren den Durchblick für die Kunden. Viele Betriebe, die ihrer Bauweise Holzrahmenbau nennen, liefern inzwischen ebenso beidseitig beplankte Holzrahmen inklusive eingebauter Fenster und Dämmung wie die Fertighausindustrie. Dennoch wird der Begriff Holztafelbau in der Regel von der Industrie benutzt, Zimmereibetriebe reden offenbar lieber vom Holzrahmenbau. Jedoch ist nicht jeder Betrieb zugelassen, beidseitig geschlossen Elemente im Werk herzustellen. Eine umfassende Gütesicherung und regelmäßige Eigen- und Fremdüberwachung sind hierfür obligatorisch. Ein Gütesiegel belegt die Qualität der vorgefertigten Wand-, Decken- und Dachelemente.


Blockbau

Die rustikale Holzbauweise: Die Blockbauweise

Die Block- oder auch Blockbohlenbauweise ist eine der ältesten Holzbauweisen überhaupt und hat sich wie alle anderen Holzbauweisen über die Jahrhunderte und dank moderner Techniken weiterentwickelt. Blockhäuser sind ursprünglich in waldreichen und bergigen Regionen heimisch, schon seit dem Übergang zur Bronzezeit wurde diese Bauweise in Europa genutzt. Die meisten Menschen kennen Blockhäuser aus Western-Filmen, weil vor allem finnische und schwedische Einwanderer diese Bautechnik nach Amerika brachten. Die Wände von Blockhäusern bestehen aus waagerecht übereinandergestapelten und sehr massiven Holzbohlen, die ursprünglich nur an den Ecken verbunden wurden.

In heutiger Zeit wird die Blockbohlenbauweise sowohl zum Bau von Gartenhäusern als auch zum Bau von Fertighäusern angewendet. Einige Hersteller haben sich auf diese Bauweise spezialisiert und bieten weiterentwickelte Blockhäuser an, die selbstverständlich trotz der urigen Optik modernen Standards entsprechen. Oftmals werden die einzelnen Balken industriell verarbeitet und geben daher ein homogenes Erscheinungsbild ab, zudem werden sie oftmals mit Nut und Feder verbunden, um undichte Fugen zu vermeiden. So entstehen energieeffiziente und wärmegedämmte Gebäude als naturnahe und rustikale Spielart des ökologischen Bauens.

Holzbauweise Holzmassivbau

Unter Holzmassivbau bzw. Massivholzbau firmiert eine Holzbauweise, bei der die Wand- und Deckenelemente durchgehend aus Holz angefertigt werden. Von den zuvor beschriebenen Holzbauweisen wie der Holzrahmen-, Holztafel- und Holzständerbauweise unterscheidet sie sich durch den durchgehend massiven Aufbau ihrer Wand-, Dach- und Deckenelemente. Beim massiven Elementaufbau werden keine Bohlen verwendet wie bei der Blockbauweise, sondern Brettstapel- bzw. Brettspeerholz oder Brettschichtholzelemente. Je nach Hersteller werden verschiedene Bretter, Bohlen oder Latten verleimt, genagelt oder auch durch Dübel miteinander verbunden. Die daraus entstehenden großen und massiven Holzflächen können mit zusätzlichen Dämmschichten versehen werden. Tragstruktur und Dämmebene sind somit getrennt, denn Massivholzgebäude ragen ihre Lasten über die großformatigen Holzbauteile ab. Auch diese Holzbauweise ist durch einen hohen Vorfertigungsgrad im Werk recht wetterunabhängig, da fertige Wand- und Deckenmodule als tafelförmige Vollholzelemente auf die Baustelle geliefert und dort nur noch verbunden werden. Aus Sicht der Ressourcenschonung könnte der immense Verbrauch an Holz ein Nachteil des Holzmassivbaus im Eigenheimsektor sein. Der Holzrahmenbau verbraucht weitaus weniger Holz und ist daher für uns die erste Wahl beim Einfamilienhausbau.

Fotoquellen: 1. Holzständer mit Arbeiter von Josh Olalde auf Unsplash, 2. Holzskelettbau von Sandy Millar auf Unsplash, 3. Holzrahmenbau von Siepmann Holzbau, 4. Blockbau von Michele Tardivo auf Unsplash