12. Mai 2023

Serielle Sanierung: Was ist das und wie hoch ist die Förderung beim Einfamilienhaus?

Ein neues Zauberwort geistert durch die Baubranche. Genauer gesagt sind es zwei: serielle Sanierung. Das Thema ist in aller Munde. Hohe Fördermöglichkeiten vom Staat machen die serielle Sanierung attraktiv. Was viele nicht wissen: Besitzer von Einfamilienhäusern können ebenfalls Fördergelder bis zu 70.000 Euro pro Wohneinheit beantragen. Außerdem profitieren sie bei einer seriellen Sanierung von kurzen Bauzeiten, die es sogar erlauben, während der Sanierung im Haus wohnen zu bleiben.

Fast zu schön, um wahr zu sein: Wer sein Einfamilienhaus auf Vordermann bringt und künftig Energie spart, wird fürstlich vom Staat belohnt. Dank der Vorfertigung der Sanierungskomponenten können Eigenheimbesitzer in den eigenen vier Wänden bleiben, während das Haus energetisch auf den neuesten Stand gebracht wird.

Was ist eine serielle Sanierung?

Serielle Sanierung, auch abgekürzt als SerSan, bezeichnet eine Form der Gebäudesanierung, bei der im Gegensatz zur herkömmlichen energetischen Sanierung vorgefertigte Module an das bestehende Gebäude angebracht werden. Dies können komplett vorgefertigte Fassaden- oder isolierte Dachelemente sein, aber auch Haustechnikelemente wie Wärmepumpen oder Solaranlagen. Das Schlagwort „seriell“ bezieht sich daher vor allem auf das Herstellungsverfahren der Module. Die Module werden im Werk „in Serie“ einbaufertig vormontiert und zur Baustelle transportiert. Dort werden sie quasi wie ein wärmender Mantel um das Gebäude gelegt. Der hohe Vorfertigungsgrad schlägt sich in deutlich kürzeren Bauzeiten nieder. Vor Ort auf der Baustelle wird die Bauzeit aufgrund der seriellen Vorfertigung auf ein Minimum reduziert, sodass die Bewohner meist einfach im Gebäude wohnen bleiben können. Dies schont auf jeden Fall die Nerven.

Seine ganze Stärke spielt das Konzept nach dem Baukastenprinzip bei der Sanierung von gleichartigen Gebäuden aus, da dann die Kostenersparnisse in der Herstellung besonders hoch ausfallen. Zu denken wäre hier an Siedlungsbauten, Genossenschaftswohnanlagen, Reihenhäuser oder größere Wohnkomplexe. Bei solchen baugleichen Gebäudearten lassen sich Sanierungen besonders gut in Serie bewältigen. Das Ziel der seriellen Sanierung ist es dann, ungedämmte Altbauten in moderne Nullenergiehäuser zu verwandeln. Die Bewohner sollen zukünftig nur noch die Energie verbrauchen, die von den Gebäuden selbst erzeugt wird.


Fassadenelement

Serielle Sanierung beim Einfamilienhaus

Beim Einfamilienhaus greift das Konzept der seriellen Sanierung ebenfalls. Vor allem die hohe staatliche Förderung macht die serielle Sanierung beim Einfamilienhaus für Eigenheimbesitzer attraktiv. Bei der seriellen Sanierung zum Effizienzhaus werden die Förderungen pro Wohneinheit kalkuliert. Dies bedeutet, dass bei Einfamilienhäusern mit Einliegerwohnungen besonders hohe Förderungen bewilligt werden. Zuschüsse bis zu 140.000 Euro können für eine serielle Sanierung beim Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung bezogen werden. Unsere Tabelle zeigt exemplarisch die Fördermöglichkeiten der seriellen Sanierung bei einer Sanierung zum KfW-Effizienzhaus 40 EE. Der Kredit wird zurzeit zu einem sehr niedrigen Zinssatz unter einem Prozent und mit drei tilgungsfreien Anfangsjahren gewährt.

Wohneinheiten Eine Wohneinheit Zwei Wohneinheiten
Kreditsumme 150.000 EUR 300.000 EUR
Maximaler Kredit für Fachplanung und Baubegleitung KfW 10.000 EUR 10.000 EUR
25 % Tilgungszuschuss Sanierung KfW 40 EE 37.500 EUR 75.000 EUR
10 % Zuschuss Worst Performing Building (WTB) * als Einzelmaßnahme
15.000 EUR
als Einzelmaßnahme
30.000 EUR
15 % Zuschuss Serielles Sanieren als Einzelmaßnahme
22.500 EUR
als Einzelmaßnahme
45.000 EUR
20 % Zuschuss WTB + Serielles Sanieren
(als Kombination gedeckelt auf maximal 20 %)
kombiniert
30.000 EUR
kombiniert
60.000 EUR
50 % Zuschuss für die Baubegleitung (maximal) 5000 EUR 5.000 EUR
Gesamtsumme Zuschuss 72500 EUR 140.000 EUR
*Als Worst Perfoming Building wird ein Gebäude bezeichnet, das aufgrund des energetischen Sanierungsstandes seiner Bauteilkomponenten zu den energetisch schlechtesten 25 Prozent des deutschen Gebäudebestandes gehört. Hierunter fallen vor allem Gebäude aus den 50er und 60er Jahren.

Vorteile einer seriellen Sanierung

Neben den hohen staatlichen Förderungen und der kurzen Sanierungszeit auf der Baustelle profitieren Hausbesitzer nach Abschluss der Maßnahmen der seriellen Sanierung von einer hohen Energieeffizienz und einer neuen Gebäudeoptik. Zudem weisen werksseitig produzierte Fassaden- und Dachelemente durch eine garantierte Fremdüberwachung der Betriebe in der Regel eine sehr hohe Qualität und einen maximalen Sanierungsstandard auf.


Vermessung

Wann liegt eine serielle Sanierung vor?

Die KfW benennt die Mindestvoraussetzungen für den Förderbonus „Serielle Sanierung wie folgt:

„Eine ‚Serielle Sanierung‘ liegt vor, wenn die energetische Sanierung von Wohngebäuden unter Verwendung abseits der Baustelle vorgefertigter Fassaden- bzw. Dachelemente sowie deren Montage erfolgt. Die abseits der Baustelle vorgefertigten Elemente weisen dabei einen so hohen Vorfertigungsgrad auf, dass sich im Vergleich zur herkömmlichen Sanierung der handwerkliche Aufwand vor Ort deutlich reduziert.“
Darüber hinaus ist der Förderbonus an folgende Bedingungen geknüpft, die alle eingehalten werden müssen.

  • Die neuen Fassaden- und Dachelemente müssen mindestens aus einer werkseitig vorgefertigten Tragkonstruktion für die Dämm- und ­Witterungsebene auf Basis eines digitalen ­3D-Aufmaßes bestehen.
  • Mindestens 80 Prozent der zu sanierenden wärmeübertragenden Fassadenfläche muss mit vorgefertigten Fassadenelementen saniert werden.
  • Die vorgefertigten Fassaden- und Dachelemente müssen in Größe und Form unverändert vor Ort angebracht werden.
  • Die Höhe der vorgefertigten Fassadenelemente muss mindestens der Raumhöhe der jeweiligen Erd- und Obergeschosse des zu sanierenden Gebäudes entsprechen. Ausgenommen von der Mindesthöhe sind Elemente direkt unterhalb von Dachüberständen.
  • Bei vorgefertigten Fassaden- und Dachelementen mit Fenstern müssen die Fenster selbst oder ihre Rahmen bereits werkseitig eingebaut werden.

Ablauf der seriellen Sanierung: So wird aus einem Altbau ein echtes Effizienzhaus

  1. Energieeffizienz-Experten beauftragen und KfW-Kredit beantragen
    Um in den Genuss der Förderungen zu kommen, ist die gemeinsame Planung des Sanierungsvorhabens mit einem Energieeffizienz-Experten wichtig. Die Energieeffizienz-Experten müssen für die betreffende Gebäudekategorie in der Expertenliste für Förderprogramme der dena (Deutsche Energie-Agentur) geführt sein. Für die Bau­be­gleitung durch einen Energieeffizienz-Experten gibt es, wie oben in der Tabelle bereits erwähnt, eine zusätzliche Förderung. Wichtig hierbei: Förderungen werden nur für Maßnahmen bewilligt, die noch nicht begonnen haben. Den Kredit für die serielle Sanierung beantragen Sie direkt bei der KfW.
    www.energie-effizienz-experten.de
  2. Digitales Aufmaß
    Die Grundlage für eine serielle Sanierung bildet das digitale Aufmaß vor Ort. Mit 3-D-Laser­scannern wird das Gebäude in kürzester Zeit millimetergenau vermessen. Diese Messdaten bilden dann die Basis für den digitalen Planungsprozess.
  3. Digitale Planung
    Mithilfe der gewonnenen Messdaten vom Gebäude lassen sich die herzustellenden Module genau planen und errechnen. Die digitalen Planungs­daten werden direkt zur Materialerfassung und Maschinenansteuerung im Werk genutzt.
  4. Modulare Vorfertigung
    Die serielle Vorfertigung erfolgt trocken und witterungsunabhängig im Werk des Holzbaubetriebs. Die Prozesse gleichen den üblichen Fertigungsverfahren im Holzhausbau und sind daher weitgehend teilautomatisiert und eingespielt.
  5. Montage
    Die passgenau hergestellten Dach- und Fassadenelemente für die serielle Sanierung werden per LKW aus dem Werk zur Baustelle transportiert und mithilfe eines Baukrans an die richtigen Stellen gebracht. Selbstverständlich kommen die Arbeiten nicht gänzlich ohne Vorarbeiten aus, denn auch bei der seriellen Sanierung müssen Gerüste aufgebaut oder alte Fenster ausgebaut werden.

Anlieferung

Wer bietet die serielle Sanierung an?

Noch ist die Zahl der Anbieter für serielle Sanierungen recht überschaubar. Nur wenige Anbieter verfügen über das gewünschte Know-how. Holzbau-Unternehmen, die im Einfamilien- und Mehrfamilienhausbau aktiv sind und beidseitig geschlossene Wandmodule mit integrierten Fenstern herstellen können, zählen aber meist dazu. Sie sind für die serielle Sanierung prädestiniert, da die Vorfertigung kein Neuland, sondern tägliche Praxis ist. Zur Suche nach einem Betrieb in der Nähe dient die Lösungsanbieter-Plattform der dena:  dena-Übersicht.