2. März 2023

Zehn populäre Irrtümer über den Bau von Holzhäusern

Hersteller von Holzhäusern müssen mit hartnäckigen Vorurteilen kämpfen. Schuld daran ist hauptsächlich eine unrühmliche Phase des Holzhausbaus in den 70er-Jahren. Diese Zeiten sind schon lange passé, doch die Vorbehalte sind geblieben. Wir widmen uns typischen Irrtümern, die gleichzeitig auch die FAQs des Holzbaus sind.

Das Wesen des Vorurteils ist es, dass es ohne begründeten Wahrheitsanspruch auftritt. Es tradiert ungeprüfte Meinungen oder starre Einstellungen zu Themen, Personen, Gruppen oder Gegenständen. Gebäude aus Holz ziehen Vorurteile offenbar magisch an. Seit Jahrzehnten begegnen wir den gleichen Halbwahrheiten, Gerüchten und Mythen über den Holzbau. Von der faktischen Entwicklung auf dem Gebiet des modernen Holzbaus bleibt die Welt des Vorurteils unberührt. Ganz im Gegenteil: Je öfter wir Behauptungen hören, desto eher neigen wir dazu, sie zu glauben. Ob sie nun richtig sind oder nicht, ist dabei fast egal. Dies nennt die kognitive Psychologie „Illusory Truth Effect“. Diesen „Wahrheitseffekt“ machte sich auch ein ehemaliger US-Präsident mit oranger Hautfarbe zunutze, als er staccatoartig von gefälschten Wahlen sprach.

1.Steinhäuser halten länger als Holzhäuser

Manche Häuser und Gebäude aus Holz haben bereits Jahrhunderte auf dem Buckel. Die ältesten erhaltenden Fachwerkhäuser in Deutschland stammen aus dem 13. Jahrhundert, die norwegische Stabkirche Borgund wurde wahrscheinlich sogar gegen Ende des 12. Jahrhunderts gebaut, ebenso das Nideröst-Haus aus der Schweiz. Als das älteste erhaltene Holzgebäude der Welt gilt allerdings eine fünfstöckige Pagode aus Holz, die im japanischen Ikaruga steht. Der Hōryū-ji ist ein buddhistischer Tempel aus dem Jahr 594, dies haben dendrochronologischen Untersuchungen des verbauten Holzes ergeben. Gleichwohl begegnen wir immer wieder dem Argument, Holzbauten seien nicht stabil oder nicht so langlebig wie Gebäude aus Stein. Nicht jedes Steinhaus ist gleich gut konstruiert und natürlich gibt es auch unter den Holzhäusern gut und schlecht gebaute Gebäude. Ist ein Holzhaus aber sachgerecht konstruiert und mit hochwertigen natürlichen Baustoffen fachgerecht errichtet worden, steht es im Hinblick auf die Lebensdauer dem Steinhaus in nichts nach. Die technische Entwicklung des Holzbaus und der konstruktive Holzschutz sorgen für eine hohe Lebenserwartung, die im Durchschnitt heute zwischen 80 und 100 Jahren liegt, aber auch weit darüber hinaus gehen kann.

2. Holzhäuser fangen leicht Feuer

Grundsätzlich sind Holzhäuser genauso sicher wie massiv gebaute Häuser. Beide Haustypen unterliegen den gleichen gesetzlichen Bestimmungen, die baustoffübergreifend als Landesbauvorschriften ein einheitliches Niveau vorschreiben. Die Tragfähigkeit der Holzbauteile ist durch die Brandschutzbestimmungen gewährleistet. Für private Wohnhäuser wird ein Standardwert der Widerstandsfähigkeit von 30 Minuten (F30) gefordert. Durch den Einsatz dickerer Hölzer bei den tragenden Elementen erfüllen moderne Holzhäuser in der Regel die Feuerwiderstandsklasse F30 oder F60. Holz bleibt aber durch eine Art Selbstschutzfunktion länger stabil als viele andere Materialien, da sich bei großer Hitze eine Schutzschicht aus Kohle bildet, die das Innere des Holzes schützt. Holzbalken können daher unter Umständen bei einem Brand sogar länger durchhalten als Stahlträger. Aus diesen Gründen sind die Gebäudeversicherungen bei Holzhäusern auch nicht mehr teurer als bei Häusern in Massivbauweise.

Treppenaufgang, Galerie

3. Holzhäuser schimmeln schneller

Es gab eine Zeit, in der günstig hergestellte Häuser aus Holz nachhaltig zur Rufschädigung des Holzbaus beigetragen haben. Die Rede ist von den Fertighäusern aus den 1960er und 1970er-Jahren. Asbest-, Chemie- und Schimmelbelastung sind die Stichwörter, die dem Holzbau bis heute viel Skepsis einbringen. Wenn Schimmel in einem Holzhaus entsteht, sind bauliche und konstruktive Mängel die Ursache. Bei fachgerechten Ausführungen und Konstruktionen der Holzhäuser hat der Schimmel keine Chance. Gerade auch eine dampfdiffusionsoffene Bauweise kann in den heute luftdicht konstruierten Neubauten zur Schimmelvermeidung beitragen. Die diffusionsoffene Bauweise verbessert spürbar das Raumklima und vermeidet eine Schimmelbildung. Zudem tragen Maßnahmen des konstruktiven Holzschutzes zur Schimmelvermeidung ohne Einsatz von Chemie bei. Staunässe wird zum Beispiel bereits in der Planung vermieden, alle Anschlussdetails im Fenster- und Sockelbereich erfahren eine sorgsame Ausführung und auf einen gebührlichen Abstand aller Holzbauteile zum Erdreich wird penibel geachtet. Technische Trocknungsverfahren reduzieren bereits vor dem Einbau die Holzfeuchte. Ferner bescheren zahlreiche konstruktive Schutzmaßnahmen dem Holz ohne Rückgriff auf Chemie ein langes Leben. Auch der hohe Vorfertigungsgrad beim Holzrahmenbau trägt zur Schimmelvermeidung bei. Durch die Produktion im Werk und die kurze Aufbauzeit auf der Baustelle werden Dämmmaterialen und Holzelemente effektiv vor witterungsbedingter Feuchtigkeit geschützt.

4. Holzhäuser sind hellhörig

Moderne Holzhäuser müssen beim Schallschutz die gleichen Kriterien erfüllen wie Häuser in der Massivbauweise. Die DIN 4109 regelt die Anforderungen für den Schallschutz. Was der Massivbau über massive Wände mit einer hohen Rohdichte erreicht, reguliert der moderne Holzrahmenbau über mehrschichtige bzw. mehrschalige Decken- und Wandkonstruktionen. Die Entkopplung der Schalen, die durch den Einsatz verschiedener Materialien zur Isolierung von schallleitenden Bauteilen führt, ist die intelligente Lösung des Holzrahmenbaus für den Schallschutz.

5. Holzhäuser müssen ständig gepflegt werden

Häuser brauchen Pflege, wenn sie schön bleiben sollen. Dies ist beim Holzhaus nicht groß anders als beim Steinhaus. Meistens bezieht sich die Sorge um die Pflege nicht auf das Haus an sich, sondern auf Holzhäuser mit Holzfassaden. Wie intensiv die Fassadenpflege ausfällt, hängt vom Standort und von der Art der Erstbehandlung ab. Eine unbehandelte Holzfassade benötigt beispielsweise so gut wie gar keine Pflege, da das Holz durch eine natürliche Patina geschützt wird. Behandelte Holzfassaden halten auch länger durch, als man denkt. Je nach Beschichtung sollten sie alle 5 bis 10 Jahre nachgestrichen werden. Je nach Belastung, Witterungseinfluss und Standort kann der vollständige Witterungs- und Feuchteschutz bis zu 15 Jahre erhalten bleiben.


Haus unter Scheelast

6. Holzhäuser ziehen Ungeziefer und Insekten an

Als Bauholz werden widerstandsfähige Holzarten genutzt, die heute vor der Verarbeitung in speziellen Trocknungskammern technisch getrocknet werden. Auf diese Weise wird dem Bauholz Feuchte entzogen, dies macht das Holz für Schädlinge, Ungeziefer und Pilze extrem unattraktiv, weil es so keinen Nährboden mehr bietet. Zudem dienen bauliche Maßnahmen des konstruktiven Holzschutzes zur Vermeidung von Insektenbefall. Bei modernen Holzhäusern in guter Qualität ist Schädlingsbefall kein Thema mehr, bei alten Häusern aus Holz kann dies hingegen zum Problem werden.

7. Holzhäuser zerstören unsere Wälder

Auch dieses Gerücht entbehrt jeder Grundlage. Das Holz für den Bau unserer Häuser stammt aus heimischen Wäldern und aus einer garantiert nachhaltigen Forstwirtschaft. In Deutschland wächst mehr Holz nach, als genutzt wird. Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands ist von Wald bedeckt, in unseren Wäldern steht so viel Holz wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Alle 35 Sekunden wächst im deutschen Wald die Holzmenge für ein durchschnittliches Einfamilienhaus nach. Problematisch sind jedoch die Fichten-Monokulturen, die anfällig für Stürme und Schädlinge sind. Hier muss ein Umdenken stattfinden.

Häuser aus Holz schädigen also nicht die Wälder, sie sind hingegen klimafreundlich. Durch ein Einfamilienhaus aus Holz mit circa 30 Kubikmetern Holz in der Konstruktion werden der Atmosphäre dauerhaft über 25 Tonnen CO2 entzogen. Während des Wachstums des Holzes wird der Atmosphäre das schädliche Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) entzogen, das als Kohlenstoff in Holzprodukten über die gesamte Nutzungsdauer unschädlich gebunden bleibt. Holz benötigt ferner zum Wachsen nur die Energie der Sonne. Im Gegensatz dazu verbrauchen herkömmliche Baustoffe in der Produktion große Mengen von fossiler Energie.

8. Nur wenige Menschen bauen Holzhäuser

Immer mehr Bauherren und Architekten favorisieren den Holzbau. Die Quote vom Holzbau im Bereich des Wohnbaus liegt in Deutschland bei 21,3 Prozent (Stand 2021). Seit Jahren steigt die Tendenz. Der Spitzenreiter Baden-Württemberg erreicht sogar einen Anteil von 34,3 Prozent. Man ist also in guter Gesellschaft, wenn die Wahl auf ein Haus aus Holz trifft.

9. Holzhäuser sind teurer als Massivbauhäuser

Preise sind immer eine Frage der Qualität. Bei gleicher Größe und gleichem Baustandard kosten Holzhäuser und Massivhäuser etwa gleich viel. Die Holzpreise haben sich seit dem Höchststand im Jahr 2021 längst wieder erholt. Im Gegensatz dazu schlagen bei der Massivbauweise die hohen Energiepreise ins Kontor, da beispielsweise für die Herstellung von Zement, Stahl und Beton enorme Mengen an Energie benötigt werden.

10. Holzhäuser sind bei der Finanzierung problematisch

Grundsätzlich unterscheidet sich die Finanzierung eines Holzhauses nicht von der eines Hauses in massiver Bauweise. Auch bei der Vergabe von Fördermitteln sind die Kriterien in der Regel gleich. Bauherren sollten sich über das Vorhandensein einer RAL-Zertifizierung des Holzbaubetriebes schlaumachen, denn diese ist für die Bewilligung von Krediten bei vielen Banken ausschlaggebend.

Fotoquellen: 1. Kirche von Stephen Roth auf Unsplash,  2. Treppenaufgang / Galerie von Emmanuel Appiah auf Unsplash, 3. Haus unter Schnee von Greg Rakozy auf Unsplash,