30. April 2019
Ausbauhaus: Günstiger zum Eigenheim
Wie kommt man günstiger in die eigenen vier Wände, ohne sich bei der Größe und Qualität des Hauses einzuschränken? Ein Ausbauhaus kann hier die Lösung sein. Das Bauen mit der „Muskelhypothek“ hilft gerade jungen Familien mit begrenzten finanziellen Mitteln bei der Realisierung des Traumes vom Eigenheim. Ein bisschen handwerkliches Talent ist dafür allerdings eine Grundvoraussetzung.
Nicht jeder Mensch kommt als geborener Heimwerker zur Welt. Mit etwas handwerklichem Geschick lässt sich aber so mancher Euro beim Hausbau sparen. Das Ausbauhaus, häufig auch Mitbauhaus genannt, ist eine Alternative zum schlüsselfertigen Haus, bei dem die Käufer nur noch einziehen müssen. Ausbauhäuser erfordern im Gegensatz zum schlüsselfertigen Haus das Einbringen von Eigenleistungen. Besonders Anbieter von Holzhäusern und Fertighäusern bieten häufig die Option Ausbauhaus an, weil Holzhäuser vielfältige Möglichkeiten für das Einbringen von Eigenleistungen offerieren.
Nicht zu verwechseln ist das Ausbauhaus mit dem Bausatzhaus. Ein Bausatzhaus wird in Einzelteilen geliefert und muss vom Bauherrn selbst komplett zusammengesetzt werden. Im Unterschied dazu ist das Ausbauhaus bis auf den Innenausbau ein fertiges Haus. Welche Teilschritte vom Innenausbau tatsächlich vom Bauherren übernommen werden, wird fast immer individuell abgestimmt.
Ausbauhaus:
Bauen mit der Muskelhypothek
Wer als Bauherr ein Ausbauhaus wählt, wird umgehend vom geheimnisvollen Begriff „Muskelhypothek“ hören. Als Muskelhypothek werden die Kosten bezeichnet, die als Eigenleistungen – quasi durch eigene Muskelkraft – eingespart werden. Alle handwerklichen Bauleistungen, die der spätere Hausbesitzer selbst übernimmt, können die erforderliche Darlehenssumme senken. Dies sorgt in der Regel auch für bessere Konditionen bei den Zinsen, da recht viele Banken die eingebrachten Eigenleistungen wie Eigenkapital bewerten. Auf diese Weise reduziert die Eigenleistung nicht nur die Gesamtkosten des Hauses, sondern ebenfalls die Kosten der Immobilienfinanzierung. Ein echter Finanzierungsvorteil, der in manchen Fällen mitentscheidend für die Finanzierbarkeit des Haustraumes ist.
Ausbauhäuser in verschiedenen Ausführungen
Im Normalfall bieten Hausbauunternehmen Ausbauhäuser in verschiedene Ausbaustufen an, da nicht alle Bauherren das gleiche Geschick oder vergleichbare Zeitreserven für die Eigenleistungen mitbringen. Je nach Anbieter unterscheiden sich die Ausbaustufen – teilweise sogar gravierend. Hier sollte jeder zukünftige Eigenheimbesitzer genau prüfen, welche Leistungen von der Baufirma beim Ausbauhaus übernommen werden und welche selbst erbracht werden müssen.
Für diesen Zweck wird vor Baubeginn ein Vertrag über den Grad der Eigenleistungen beim Ausbauhaus aufgesetzt, damit es später nicht zu Meinungsverschiedenheiten über die Zuständigkeiten kommt. Genau festgelegt werden muss, welche Arbeiten der Betrieb und welche der Bauherr übernimmt. Weiterhin wird in einem solchen Vertrag bestimmt, für welche Tätigkeiten Fachkräfte wie beispielsweise Elektriker hinzugezogen werden sollen.
Von herausragender Wichtigkeit bei einem Ausbauhaus ist es, das eigene Können sowie die wirklich zur Verfügung stehende Zeit richtig einzuschätzen. Wer sich überschätzt, tut sich sicherlich keinen Gefallen. Handwerkliche Fehler bringen schnell den Bauablauf und die Arbeiten anderer Gewerke durcheinander. Im schlimmsten Fall verschiebt sich der Einzugstermin, was in den meisten Fällen ungeplante Mehrkosten für die Miete der alten Wohnung nach sich ziehen wird.
Wer haftet beim Ausbauhaus –
und wenn ja, wofür?
Die Wahl der Eigenleistungen beim Ausbauhaus ist mit Bedacht zu treffen. Arbeiten an der Elektrik sollten für Laien eigentlich tabu sein und schon aufgrund der Haftung im Schadensfall von einem Fachmann durchgeführt werden, da bestimmte DIN-Normen hier zwingend einzuhalten sind. Fehlerhafte Ausführungen können darüber hinaus schnell zum Sicherheitsrisiko werden – trotz aller YouTube-Tutorials.
Auch die Heizungs- und Sanitärinstallationen sind sicher bei entsprechenden Fachhandwerkern in besseren Händen als beim ungeübten Heimwerker. Hingegen fällt das Tapezieren oder Anstreichen den meisten Bauherren wahrscheinlich schon etwas leichter. Das Verlegen von Fliesen oder Laminatböden bzw. Parkettböden zählt ebenso zu den beliebten Tätigkeiten der Hobbyhandwerker und ist sicherlich kein Hexenwerk.
Für die selbst aufgeführten Leistungen bei einem Ausbauhaus übernimmt der Bauherr selbst die Haftung – wer auch sonst? Beauftragt der Bauherr unabhängig vom Hausanbieter auf eigene Faust Handwerker, haften diese jeweils einzeln für die erbrachten Leistungen. Das Problem hierbei: Häufig lässt sich die Schadensursache und somit auch die Haftungszuständigkeit bei vielen verschiedenen Handwerken nicht mehr einwandfrei klären. Zudem wird im Schadensfall gerne die Verantwortung von einem Gewerk auf das andere abgeschoben.
Ausbaustufe Eins:
Vier Wände und ein Dach drauf
Ausbauhaus plus Innenausbau
Ausbauhaus plus Haustechnik
Die meisten Hausbaubetriebe bieten für die Bauherren gezielte Beratungen zum Ausbauhaus an – im Vorfeld, aber auch während der Ausbauphase. Konkrete Hilfestellungen, Telefon-Hotlines und Tipps vom Fachbetrieb sind keine Seltenheit, auch übernehmen manche Betriebe sogar die Planung und Kontrolle der Eigenleistungen. Gute Betriebe lassen ihre Bauherren nicht im Regen stehen. Das gilt für das Ausbauhaus genauso wie für das schlüsselfertige Haus. Auch beim Ausbauhaus spielt das Bauchgefühl bei der Wahl des Partners daher eine nicht zu unterschätzende Rolle.