Natürliche Holzfassaden

16. Oktober 2020

Natürliche Holzfassaden liegen im Trend

Die Fassade an einem Holzhaus kann viele Gestalten annehmen. Sie muss nicht zwangsläufig aus Holz sein, ebenso ist von Putz bis Klinker alles möglich - und kombinierbar. Was viele nicht wissen: Auch wer mit Beton baut, kann sein Haus mit einer Holzfassade versehen.

Die Fassade ist das Gesicht eines Bauwerks und ein wichtiger Bestandteil der architektonischen Aussage. Der Begriff stammt vom lateinischen Begriff „facies“ ab, der ebenfalls Gesicht oder Angesicht bedeutet. Als repräsentativer Teil des Gebäudes prägt der Stil der Fassade das Erscheinungsbild und bestimmt den Charakter eines Hauses entscheidend mit. Gerade bei einem Holzhaus bietet die Fassadengestaltung mit Holz die Möglichkeit, das Innenleben des Gebäudes widerzuspiegeln. Gleichwohl kann die Fassade eines Holzhauses auch in Putz, Klinker, Holz-Putz-Kombinationen ausgeführt werden oder mit Faserzementplatten oder Fassadenplatten verkleidet werden.


Fassaden aus Holz

Fassaden aus Holz

Holzfassaden liegen im Trend. Sie wirken optisch modern und natürlich, darüber hinaus sorgen Holzfassaden für ein klares und ausdrucksstarkes architektonisches Statement für Nachhaltigkeit. Das ökologische Baumaterial schützt nicht nur das Klima, es besitzt auch eine lange Lebensdauer und bietet als Außenhülle viele Gestaltungsoptionen. Das Aussehen einer Holzfassade hängt ebenso von der gewählten Holzart wie von der Montageart ab. Außerdem hat die Wahl der Oberflächenbehandlung Einfluss auf den Look der Fassade. Je nach Geschmack können Fassadenhölzer waagerecht (horizontal) oder senkrecht (vertikal) montiert werden, aber auch schräge Fassadenprofile aus Holz sind nicht ausgeschlossen. Die optischen Effekte ähneln der alten Modeweisheit aus der Textilbranche. Längsstreifen machen dünn, waagerechte Streifen lassen das Haus breiter wirken.

Holzfassaden werden in der Regel als vorgehängte und hinterlüftete Fassaden konstruiert. Sie sind somit keine tragenden Bauteile. Zwischen der Fassade aus Holz und der tragenden Außenwand besteht ein Hohlraum, in dem Luft zirkulieren kann, damit anfallende Feuchtigkeit abtrocknet und der Feuchtehaushalt reguliert wird. Die Fassadenverkleidung wird dabei nicht direkt auf die tragenden Wände angebracht, sondern auf eine Unterkonstruktion (Konterlattung bzw. Tragelattung) montiert.


Profilarten bei Holzfassaden

Profilarten bei Holzfassaden

Grundsätzlich lassen sich Holzfassaden in offene und geschlossene Fassaden unterteilen. Geschlossene Holzfassaden, wie zum Beispiel eine Nut-Feder-Schalung, lassen sich recht schnell montieren, sind zudem blick- und schlagregendicht. Hingehen bieten offene Holzfassaden einen riesigen Spielraum für die individuelle Gestaltung und weisen eine hohe Luftumspülung auf, was nicht nur zu einem schnellen Abtrocknen von Feuchtigkeit beiträgt, die zugige Luft verdirbt auch Insekten wie Wespen den Spaß am Nestbau. In welchen Abständen die Holzleisten zueinander liegen und welche Breite die einzelnen Leisten besitzen, ist bei einer offenen Holzfassade frei wählbar. Neben einem sehr eleganten Fassadenbild haben offene Holzfassaden den Vorteil, dass Abschlüsse an Fenstern und Türen genauer ausgeführt werden können.

Beispiele für geschlossene Holzfassaden

Nut-Feder-Schalung

Das Nut und Feder-Prinzip dürfte als Steckverbindung von Dielen-, Parkett- oder Laminatböden bekannt sein. Nach dem gleichen System können Holzfassaden montiert werden. Die Bretter weisen jeweils eine Nut genannte Vertiefung auf, in der die Feder oder Spundung des nächsten Brettes formschlüssig hineinpasst. Die Nut-Feder-Schalung kann waagerecht oder senkrecht montiert werden und bietet eine dichte, geschlossene Fassadenansicht.

Boden-Deckel-Schalung

Holzfassaden als senkrechte Boden-Deckel-Schalung finden sich zum Beispiel häufig bei klassischen Schwedenhäusern. Bei dieser Art der Holzfassade werden zunächst Bretter mit einem definierten Abstand zueinander als Boden angebracht. Eine weitere Reihe von Brettern wird überlappend über die Bodenbretter montiert, sodass die Zwischenabstände der Bodenbretter geschlossen werden. Auf diese Weise stellen die unteren Bretter den Boden für die oberen Bretter dar, die als Deckel fungieren. Im Ergebnis entsteht so eine Anordnung im Wechsel der Tiefe von hervortretenden und dahinterliegenden Fassadenbrettern.

Stülpschalung

Eine Holzfassade als Stülpschalung wird waagerecht angebracht. Bei einer Stülpschalung überdeckt das oben liegende Brett das darunterliegende um ein paar Zentimeter, etwa so wie sich die Schuppen eines Fisches gegenseitig überdecken. Diese Anordnung von überlappenden Schrägen schützt vor dem Eindringen von Regen und lässt diesen schnell ablaufen. Zum Schutz vor starken Witterungseinflüssen wird diese Fassadenart besonders gerne gewählt.

Schindelfassade

Eine Schindelfassade ist eine sehr alte Form der Fassadenverkleidung und erweckt meist einen rustikalen, urigen Eindruck. Als Fassadenart kommen Schindelfassaden häufiger im Alpenraum vor. Sie bestehen aus gespaltenen Holzschindeln, die als kleine Platten überlappend montiert werden können. Die Plättchen oder Holzschindel können unterschiedliche Formen besitzen und somit auch verschiedene Fassadenoptiken erzeugen.

Offene Holzfassaden

Leistenfassade

Eine offene Leistenfassade, auch Leistenschalung bzw. Lamellenschalung genannt, verleiht dem Haus einen sehr zeitgemäß-modernen Look. Leistenfassade können vertikal oder horizontal montiert werden und bestechen bei beiden Ausführungen durch puristische Eleganz. Die Leisten oder schmalen Bretter werden bei dieser Fassadenart mit einem leichten Abstand zueinander angebracht, damit Fugen entstehen. Typisch für eine Leistenfassade ist ein gewollter Kontrast von Licht und Schatten, der je nach Fugenbreite unterschiedlich stark akzentuiert werden kann. Topaktuell sind daher Anordnungen, die wie ein transparenter Schleier wirken und über der tragenden Wand liegen. Dabei erweckt die Fassade einen fast schwebenden Eindruck.

Im Zusammenhang mit offenen Leistenfassaden aus Holz fällt häufig auch das Stichwort Rhombusleisten. Rhomben sind Leisten bzw. Bretter, die nicht rechtwinklig sind, sondern leicht geneigt sind und das Profil eines Parallelogramms aufweisen. Von der dadurch entstehenden schrägen Oberfläche kann Wasser gut abfließen. Der Clou bei dieser formschönen Fassadenverkleidung aus Holz ist aber ein besonders hübscher Licht-Schatten-Effekt.

Holzarten für eine Fassadengestaltung

Heimische Nadelhölzer wie Lärche, Douglasie, Kiefer oder Tanne und Fichte können grundsätzlich für die Fassade eingesetzt werden, wobei vor allem Lärche, Kiefer und Douglasie aufgrund ihrer Robustheit geschätzt werden. Das heimische Holz der Fichte ist recht günstig und als behandelte Variante für ein schönes Fassadenbild gut geeignet. Sehr beliebt aufgrund einer besonders hohen Robustheit ist das dichte und harte Holz der sibirischen Lärche als Fassadenholz. Durch einen hohen Harzgehalt ist die sibirische Lärche sehr witterungsbeständig und weist eine ideale Beschaffenheit für die Verwendung als Fassadenholz auf, aber die Herkunft des Holzes und die Länge der Transportwege entscheiden über eine positive Klimabilanz natürlich mit.

Auch dauerhafte Laubhölzer wie Eiche oder die sehr resistente Robinie lassen sich für den Fassadenbau nutzen. Sehr beliebt unter Designliebhabern und Architekten ist in jüngster Zeit auch die Verwendung der Weißtanne, die im süddeutschen Raum beheimatet ist und eine sehr edle, matt-helle Anmutung besitzt. Das Holz der Weißtanne ist sehr astarm und hat dadurch den Vorteil einer geradefasrigen und homogenen Struktur, da keine Harzgänge oder Harzgallen die Optik stören.

Als trendig und schick gilt auch Zedernholz aus Kanada, das sich besonders für unbehandelte Holzfassaden gut eignet. Das Holz der Zeder ist allerdings recht hochpreisig und weist ähnlich wie die sibirische Lärche einen langen Transportweg auf.
Tropenhölzer wie Meranti punkten durch ihre Robustheit und Wetterbeständigkeit, sollten aber trotz der Möglichkeit einer FSC-Zertifizierung schon aufgrund der weiten Transportwege möglichst vermieden werden.


Oberflächenbehandlung von Holzfassaden

Oberflächenbehandlung von Holzfassaden

Witterungseinflüsse wie Feuchtigkeit, UV-Strahlung, Temperaturschwankungen oder Pilze setzen dem Holz mit der Zeit zu. Abgestimmt auf die baulichen Gegebenheiten und den Standort des Hauses lässt sich das Holz durch verschiedenste Behandlungen schützen, damit es über viele Jahre einen schönen Ausdruck behält.

Unbehandelte Fassaden

Je nach Geschmack lassen sich Holzfassaden mit oder ohne speziellen Oberflächenschutz gestalten. Eine unbehandelte Holzfassade wird nach einige Zeit durch die Einflüsse der Witterung natürlich vergrauen. Auf diese Weise entsteht eine silbergraue Patina. Die
Holzfassade altert gewissermaßen mit dem Haus und mit seinen Bewohnern mit. Ein entscheidender Vorteil einer unbehandelten Holzfassade ist die nahezu gegen Null tendierende Pflegebedürftigkeit. Ein Nachteil ist hingegen, dass unbehandelte Holzfassaden nicht einheitlich vergrauen. Es kann Jahre dauern, bis alle Flächen eine einheitliche, silbergraue Patina aufweisen. Besonders unterhalb von Dachüberständen oder unter den Fenstern wird die Wirkung der Witterungseinflüsse erst mit einer gewissen Verzögerung das gewünschte Fassadenbild erzeugen.

Vorvergraute Holzfassaden

Spezielle Vergrauungslasuren nehmen den natürlichen Alterungsprozess einer unbehandelten Holzfassade vorweg und geben der Fassade eine besonders ebenmäßige und elegante Erscheinung. Man spricht hier auch von vorbewitterten oder vorpatinierten Fassaden, die der gesamten Fassade eine naturgraue Optik verleihen, weil auch jene Bereiche in Grau gehalten sind, die von den natürlichen Witterungseinflüssen ausgespart werden. Eine Vergrauungslasur simuliert quasi vom ersten Tag an den natürlichen Alterungsprozess einer Holzfassade.

Lasuren für die Holzfassade

Mit einer offenporigen Lasur wird eine Holzfassade gegen den natürlichen Vergrauungsprozess geschützt. Zudem bleibt die natürliche Maserung sichtbar. Lasuren sind immer pigmentiert und können in den verschiedensten Farbtönen gewählt werden, müssen aber von Zeit zu Zeit nachbehandelt werden. Wie groß oder klein dieser Zeitraum ist, hängt von der Stärke der Witterungseinflüsse und der Qualität der verwendeten Lasur ab. Tipp: Je hochwertiger die Lasur, desto weniger oft muss nachbehandelt werden.
Unterschieden wird zwischen durchscheinenden Dünnschicht- oder Mittelschichtlasuren und den lackähnlichen Dickschichtlasuren, die einen sichtbaren Film auf der Oberfläche bilden und die natürliche Maserung überdecken. Dünnschichtlasuren erhalten hingegen die natürliche Maserung der Holzstruktur.

Lacke für die Holzfassade

Das Lackieren einer Holzfassade ist eine weitere Möglichkeit, um dem Holz eine Schutzhaut zu geben. Lacke geben der Fassade ein gleichmäßiges Gesamtbild, überdecken aber die natürliche Maserung. Beim Streichen mit einem deckenden Lack steht also die gleichmäßige Optik des Fassadenholzes im Vordergrund, eine Lasur wirkt dagegen im Holz und verschließt die Oberfläche. Doch egal, ob Lack oder Dickschichtlasur, je dicker die Auftragsstärke ist, desto leichter platzt aufgrund der natürlichen Holzausdehnung die Farbe ab. Bei konventionellen Lacken kann die Oberfläche rissig und spröde werden, weil Feuchtigkeit eindringt, aber nicht mehr herauskann. Deshalb sollten diffusionsoffene Produkte gewählt werden, damit das Holz „atmen“ kann. Ein Vorteil ist aber sicherlich der dauerhafte Schutz, denn einer Lackierung muss erst nach circa acht bis 15 Jahren erneuert werden. Ein bekanntes Beispiel für eine Lackierung ist das „Schwedenrot“, das gerne bei Holzhäusern im skandinavischen Stil verwendet wird.