6. Januar 2020

Hausbau:
Nachhaltiges Bauen mit natürlichen Ressourcen

Nachhaltiges Bauen ist in Zeiten des Klimawandels das Gebot der Stunde. Wer nachhaltig baut, leistet wie durch Zauberhand einen Beitrag zum Klimaschutz. Aber Nachhaltigkeit beim Bauen tut nicht nur der Umwelt gut, auch die wirtschaftlichen Ressourcen der Bauherren werden langfristig geschont.

In Zeiten von Greta und Fridays für Future redet alle Welt von Nachhaltigkeit. Wie üblich bei trendstarken Begrifflichkeiten, verbindet bei genauerer Betrachtung jeder etwas anderes mit dem Ausdruck. Beim Hausbau verfolgen bereits seit Jahrzehnten zahlreiche Betriebe und Unternehmen den Weg des nachhaltigen Bauens. Aber was meint Nachhaltigkeit beim Bau eines Eigenheims eigentlich genau?

Für die Bewegung des ökologischen Bauens beschreibt der Begriff Nachhaltigkeit vor allem eine ganzheitliche Perspektive. Selbstverständlich gewinnt in diesem Kontext die Umweltverträglichkeit einer Bauweise stark an Bedeutung. Zudem werden aber gleichberechtigt auch ökonomische und soziokulturelle Aspekte und Bewertungskriterien beleuchtet. Nachhaltigkeit stellt insofern eine ökologisch und sozial verantwortliche Wirtschaftsform dar, die versucht, die Bedürfnisse heutiger Generationen mit den Bedürfnissen zukünftiger Generationen zu vereinbaren.

Warum Bauherren sich mit dem nachhaltigen Bauen beschäftigen sollten

Wer sich als Bauherr mit dem nachhaltigen Bauen und mit nachhaltigen Werkstoffen und Materialien auseinandersetzt, kommt schnell mit einem bunten Strauß neuer Themen in Kontakt. Als ob man sich als Bauherr nicht schon mit genug schwierigen Entscheidungen rumschlagen muss. Gute Gründe, sich dennoch mit dem nachhaltigen Bauen zu beschäftigen, gibt es zuhauf. Zum Beispiel ist die konventionelle Bau- und Immobilienbranche für circa 50 Prozent des weltweiten Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Bei der Herstellung von herkömmlichen Baustoffen werden Unmengen CO2 freigesetzt und knapp 60 Prozent des weltweiten Abfalls produziert. Diese Aufzählung des Schreckens lässt sich mühelos fortsetzen, etwa mit Bilanzen zum Energie- oder Wasserverbrauch im Bauwesen.

Jenseits dieser erschreckenden Zahlen und Fakten lassen sich leicht weitere Argumente für eine Beschäftigung mit dem nachhaltigen Bauen finden. Besonders sinnvoll ist eine thematische Auseinandersetzung für Bauherren, die ihr Eigenheim möglichst lange selber nutzen möchten oder an ihrer Kinder vererben wollen. Denn eine nachhaltige Perspektive betrachtet Kosten immer über die gesamte Nutzungsdauer eines Hauses und versucht diese zu minimieren.

Zugleich werden auch die Umweltkosten für den gesamten Lebenszyklus eines Hauses berechnet – also genau jene Umweltauswirkungen, die mit dem Bau, der Nutzung und dem späteren Rückbau verbunden sind. Einbezogen wird dann auch die Energiemenge, die für Herstellung, Transport und Entsorgung der Baustoffe und während der Verarbeitung auf der Baustelle verbraucht wird. Diese Energie wird gemeinhin als „graue Energie“ bezeichnet.

Innenraum Holzhaus

Was kostet nachhaltiges Bauen?

Auch wenn das Umweltbewusstsein vieler Bauherren stark gestiegen ist, denken Bauherren naturgemäß über anfallende Kosten nach. Zuerst rücken die Anschaffungskosten ins Blickfeld. Dies sind jene Kosten, die direkt anfallen und vor dem Einzug bezahlt werden müssen. Welche Sonderwünsche kann ich mir erlauben, wann wird mein Kredit überstrapaziert? Aufgrund solcher Fragen befürchten viele Bauherren Mehrkosten, die für nachhaltige Baustoffe anfallen könnten. Dies ist zwar eine zutiefst menschliche, aber nicht immer die günstigste Denkweise.

Wie schon erwähnt, richtet sich eine nachhaltige Perspektive auf die Zukunft und schließt somit alle Folgekosten im Leben eines Produktes mit ein. Beim Bauen betrifft dies zum Beispiel Nutzungskosten für Energie. Aber auch viele weitere Aspekte, wie Wartungs- und Instandhaltungskosten kommen ins Spiel. Denn bei einem Haus liegen die Nutzungszeiten in der Regel zwischen 80 und 100 Jahren. Auf lange Sicht schneidet das zunächst billigste Haus daher nicht unbedingt am besten ab.

Eine Nachhaltigkeitsbilanz schließt zwar eine Ökobilanz mit ein, ist damit aber nicht gleichzusetzen. Beispielsweise sollten ökologisch einwandfreie Dämmstoffe wie Zellulose oder Strohballen nicht nur den Energieverbrauch senken, zudem muss sich der Einsatz ökonomisch rechnen und in der sozialen Dimension positive Auswirkungen auf das Raumklima und die Wohngesundheit im Haus haben. Erst dann wäre das sogenannte Drei-Säulen-Prinzip (Soziales, Ökologie, Ökonomie) der Nachhaltigkeit umgesetzt.


Holzhaus

Sind Holzhäuser per se nachhaltig?

Auch beim Vorzeigebaustoff Holz gilt es genau hinzusehen. Natürlich ist Holz als nachwachsender, natürlicher und CO2-neutraler Rohstoff zunächst einmal nachhaltig. Ganz im Gegensatz zu Beton, der hauptsächlich aus Sand und damit aus einem endlichen und heute bereits knappen Rohstoff besteht. Darüber hinaus wird bei der Herstellung von Beton reichlich Energie verbraucht und somit schädliches CO2 erzeugt.

Hingegen nehmen Bäume schon während ihres Wachstums weit mehr CO2 auf, als bei der späteren Verarbeitung des Baustoffs freigesetzt wird. Zwischen 30 und 60 Tonnen CO2 bleiben je nach Größe des Hauses der Umwelt durch den Bau eines Holzhauses erspart. Bei einem Holzhaus können nicht nur die Wände und Dachbalken, sondern natürlich auch Fenster, Türen oder die Böden aus dem nachwachsenden Rohstoff gefertigt werden.

Um unseren geliebten Wald müssen wir uns deshalb nicht sorgen. Für ein mittelgroßes Holzhaus in Holzrahmenbauweise wird das Holz von circa zehn Fichten, umgerechnet etwa 30 Kubikmeter Holz, benötigt. Diese Anzahl an Bäumen wächst in unseren heimischen Wäldern in weit weniger als einer Minute nach. Außerdem schafft die Nutzung wieder Platz für junge Bäume, die in ihrer Wachstumsphase besonders viel CO2 binden. Theoretisch ließe sich der Anteil an Holzgebäuden in Deutschland noch immens steigern, ohne dass wir unseren nachhaltig bewirtschafteten Wald belasten.

Das verwendete Holz sollte aber auf alle Fälle aus einer heimischen und nachhaltigen Forstwirtschaft stammen. Das ist sozusagen der „Casus knaxus“ beim Holzbau. Stammt das Holz aus illegalem Raubbau, aus tropischen Regenwäldern oder vom anderen Ende der Welt, ist die positive Nachhaltigkeitsbilanz nicht zuletzt schon aufgrund der Transportwege dahin. Durch eine Behandlung des Holzes mit schädlichen Holzschutzmitteln leidet neben der Gesundheit auch die Nachhaltigkeit. In diesem Fall wäre die soziale Dimension der Nachhaltigkeit missachtet worden.

Wer nachhaltig bauen will, muss viele konsequente Entscheidungen treffen – und gut informiert sein. Einfacher wird es mit einem Baupartner, der glaubhaft und aus eigener Überzeugung eine dezidiert nachhaltige Bauweise verfolgt.

Nachhaltiges Bauen auf den Punkt gebracht

In der Praxis dominieren beim nachhaltigen Bauen sicherlich vor allem jene Themen, die zu einer Verringerung der Umweltbelastung beitragen. Zu nennen wären daher Faktoren wie:

  • Der Einsatz von ökologischen, ressourcenschonenden und wiederverwertbaren Baustoffen
  • Verringerung des Energiebedarfs und Senkung des Betriebsmittelverbrauchs
  • Verringerung des Energiebedarfs bei der Herstellung von Baustoffen
  • Vermeidung von Transportkosten bei der Anlieferung der Baustoffe und möglichst kurze Wege vom Bauunternehmen zur Baustelle
  • Flächensparendes Bauen und Vermeidung von unnötigen Bodenversiegelungen
  • Schonung von Naturräumen
  • Nutzung von Hölzern aus regionaler und nachhaltiger Forstwirtschaft
  • Möglichkeiten der Nachnutzung und umweltschonende Rückbaumöglichkeiten

Gerade der letzte Punkt spricht für ein Holzhaus, da sich so gut wie alle Bauteile – sofern mit nachhaltigem Verstand geplant – am Lebensende des Gebäudes als erneuerbare Energieträger im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips wiederverwerten lassen. Und genau dabei ist Holz dann auch finanziell günstiger, da viele andere Baustoffe kostspielig auf einer Sondermülldeponie entsorgt werden müssen.

Unser Fazit: Nicht jedes Holzhaus gewinnt von selbst einen Nachhaltigkeitspreis. Trotz guter Grundvoraussetzungen müssen möglichst alle Zutaten stimmen. Ist dies gewährleistet, sprechen etliche Vorzüge für den nachwachsenden und heimischen Baustoff Holz.