Holzrahmenbau

20. Dezember 2018

Holzhausbau: Was ist eigentlich Holzrahmenbau?

Der Holzrahmenbau wird heute von vielen Bauherren beim Hausbau favorisiert. Aber Menschen, die sich noch nicht tiefergehend mit dem Hausbau auseinandergesetzt haben, kennen diese Bauweise größtenteils kaum oder überhaupt nicht. Und das, obwohl der Holzrahmenbau nur gute Eigenschaften für den Hausbau mitbringt. Wie kann das sein? Als Aufklärungsarbeit widmen wir dem Holzrahmenbau ein kurzes Porträt.

Seit Jahren steigt die Anzahl der genehmigten Wohngebäude in Holzbauweise kontinuierlich an. Im Jahr 2017 lag der Anteil der Holzgebäude zum Wohnen bereits bei 17,7 Prozent. Dabei hat sich der Holzrahmenbau für den Bau von Holzhäusern jeder Größe und jeder Art inzwischen als Standardbauweise weitgehend etabliert. Sehr kurze Fertigungszeiten und ein hoher Vorfertigungsgrad gehen beim Holzrahmenbau mit einer hohen Gestaltungsfreiheit einher. Allein dies macht den Holzrahmenbau für Bauherren bereits hochattraktiv. Dazu kommen aber weitere tolle Eigenschaften: Beim Holzrahmenbau handelt es sich um eine klimaschonende Bauweise, die zudem durch die Verwendung natürlicher und ökologischer Materialien für ein hohes Maß an Wohngesundheit steht.

Vorgeschichte und Ursprung des Holzrahmenbaus

Wie hat sich der Holzrahmenbau als Bauweise entwickelt? Eine kurze historische Übersicht soll erste Erklärungen beisteuern. Die Vorgeschichte des Holzrahmenbaus beginnt Anfang des 19. Jahrhunderts in Nordamerika. Zu dieser Zeit führen Einwanderer aus ganz Europa die Techniken des Fachwerkbaus in die Neue Welt ein. Wie beim traditionellen Fachwerkbau wurde für den Hausbau zunächst ein tragendes Holzständerskelett als Gerüst erstellt. Im Gegensatz zum Fachwerkbau befüllte man die Hohlräume zwischen den Holzständern, die beim Fachwerkbau Gefache genannt werden, nicht mit Stroh, Sand, Lehm oder Ziegeln wie in Europa. Vielmehr nutzte man zur Herstellung einer Wandfläche ebenfalls Holz, das in den Wäldern Nordamerikas überall verfügbar war. Der Innenraum wurde durch recht großflächige Bretter geschlossen. Diese montierte man von außen an die Ständer, was bereits ein Stück weit zur Aussteifung des Gebäudes beitrug.

Vom Holzrahmenbau im eigentlichen Sinne lässt sich allerdings erst später sprechen. Der entscheidende Entwicklungsschritt findet gegen Anfang des 20. Jahrhunderts statt, als es möglich wurde, großformatige Bauplatten herzustellen. Die Erfindung dieser Holzwerkstoffplatten ermöglichte, das Gewicht des Daches über die komplette Wand abzuleiten. Zuvor war dafür das tragende Holzständerskelett mehr oder weniger allein zuständig. Beim ursprünglichen Fachwerkbau übernahmen die typischen diagonal angeordneten Hölzer diese Funktion. Diese klassischen Fachwerkstreben wurden durch die Holzwerkstoffplatten ersetzt, die nun komplett eine „tragende Rolle“ im Gesamtgefüge des Hauses übernommen hatten. Dank der sogenannten „aussteifende Beplankung“ kommt der Holzrahmenbau zu sich selbst.

Holzrahmenbau

Warum heißt die Bauweise Holzrahmenbau?

Die amerikanische Bezeichnung „Timberframe“, die als Vorlage für den Begriff Holzrahmenbau fungiert, bezeichnet Wände, die aus einem Rahmen und einer Beplankung bzw. Verkleidung bestehen. Heute übernehmen beim Holzrahmenbau Furnierspeerholz-, Span- oder OSB-Platten die mittragende Funktion der Aussteifung und stellen darüber hinaus eine flächige Winddichtung her.

Aber was genau ist der „Rahmen“ beim Holzrahmenbau? Als Rahmen wird ein tragendes Gerüst aus regelmäßig angeordneten Holzbalken gebaut, die oberhalb und unterhalb durch durchgehende Querhölzer begrenzt werden. Dieses umrahmte Gerippe aus Holzständern stellt den namensgebenden Holzrahmen dar, der anschließend mit großen Holzwerkstoffplatten beplankt wird. Dadurch wird die gesamte Konstruktion ausgesteift und erhält Stabilität. Heute erfolgt die Beplankung in der Regel beidseitig. Die innere Beplankung fungiert zusätzlich als Dampfbremse und stellt eine luftdichte Ebene her. In den Zwischenräumen des so konstruierten Tragwerkes entsteht ein Hohlraum. Dieser ist beim Holzrahmenbau komplett für die Einbringung der Wärmedämmung nutzbar und kann überdies als Installationsebene fungieren. Da die Dämmung in der Wand liegt, müssen beim Holzrahmenbau keine Dämmschichten im Nachgang auf die Wand aufgetragen werden. Die Wärmedämmung sitzt in derselben Ebene wie die Tragwerkskonstruktion.

Auf diese Weise erreicht der Holzrahmenbau bereits sehr gute Dämmwerte bei schlanken Wandstärken. Dies führt zu einem beträchtlichen Nutzflächengewinn beim Wohnen von circa 10 Prozent, da der Holzrahmenbau mit sehr viel schmaleren Außenwänden gleiche Dämmleistungen erzielen kann wie der Massivbau. Bei einem erhöhten Dämmbedarf, wie er zum Beispiel beim Passivhaus besteht, können zusätzliche Dämmschichten ohne Probleme hinzugefügt werden.

Vorfertigung und Montage beim Holzrahmenbau

Die Holzrahmenbauwände werden in der Fertigungshalle des Herstellers vorgefertigt. Von Anbieter zu Anbieter gibt es dabei kleine Unterschiede. Der eine liefert fertige Wände mit Dämmung und bereits eingebauten Fenstern, ein anderer beplankt das Tragwerk nur einseitig, damit auf der Baustelle die Installationen einfacher ergänzt werden können. Vor Ort werden die Wände nach dem Aufstellen dann mit allen weiteren Schichten ausgestattet und geschlossen. Auch die Wärmedämmung wird in diesem Fall erst auf der Baustelle eingefügt. Mit der Qualität der Häuser hat die unterschiedliche Vorgehensweise nichts zu tun, vielmehr hängt der Vorfertigungsgrad von den Vorlieben des Holzbauers und den technischen Voraussetzungen des Betriebes ab.

Holzrahmenbau

State of the Art: Diffusionsoffener Holzrahmenbau

Wer heute ein Haus in der Holzrahmenbauweise bauen möchte, sollte auf jeden Fall auf einen diffusionsoffenen Wandaufbau achten. Der diffusionsoffene Holzrahmenbau ist eine Errungenschaft aus der Bewegung des Ökologischen Bauens. Spätestens seit den 1990er Jahren startete diese Weiterentwicklung des klassischen Holzrahmenbaus in Deutschland eine eindrucksvolle Karriere.

Ein diffusionsoffener Wandaufbau ist natürlich dennoch luft- und winddicht. Diese Eigenschaft schreibt das energieeffiziente Bauen heute generell vor, ansonsten würde die Wärme aus dem Inneren des Hauses immerzu nach außen entweichen. Energietechnisch wäre dies ein Desaster. Zugleich sollte eine Wand aber Wasserdampf durchlassen, daher ist ein diffusionsoffener Wandaufbau nicht dampfdicht.

Dementsprechend kann Wasserdampf, der beim Wohnen beispielsweise beim Kochen, Duschen und Transpirieren entsteht, durch die Wände hindurch transportiert werden. Die Wände funktionieren dann quasi wie moderne Sport- und Funktionstextilien, die durch wasserdampfdurchlässige Membrane Feuchtigkeit nach außen befördern. Von außen lassen die Wände jedoch keine Nässe durch und schützen ebenso vor Wind und Zugluft. Vereinfacht ausgedrückt spricht man daher auch von „atmungsaktiven Wänden“.

Sind die Wände nicht diffusionsoffen konstruiert, könnte sich Feuchtigkeit im Haus sammeln und in die Bauteile eindringen. Diffusionsoffene Wandaufbauten und Baustoffe nehmen anfallende Feuchtigkeit wie ein Zwischenspeicher auf. Wird die Raumluft zu trocken, geben sie die Feuchtigkeit zugunsten des Raumklimas wieder ab. Eine diffusionsoffene Konstruktion der Wand-, Decken- und Dachelemente mithilfe von natürlichen Materialien ist daher für ein ausgewogenes Raumklima und zum Schutz vor Feuchteschäden enorm wichtig.

Diese Form der Wandkonstruktion zielte als Weiterentwicklung des Holzrahmenbaus darauf ab, den Einsatz von Kunststofffolien, die beim konventionellen Holzrahmenbau und in der Fertighausindustrie als Dampfsperre eingesetzt wurden, gänzlich zu vermeiden. Stattdessen ermöglichen diffusionsoffene Bauteile wie Holzfaserplatten auf der Außenseite und Baupappen oder Holzwerkstoffplatten auf der Innenseite der Wand, die die Funktion der Dampfbremse und Luftdichtung übernehmen, einen permanenten Wasserdampftransport. Im Unterschied zum konventionellen Holzrahmenbau wird die innere Beplankung beim diffusionsoffenen Holzrahmenbau zu einem Multitalent. Sie dient als Dampfbremse, Luftdichtung und zur Aussteifung. So ist eine energieeffiziente Bauart entstanden, die ideale Eigenschaften für ein gesundes Raumklima im Zuhause bietet, für eine langlebige Stabilität steht und architektonisch in jeder Form einsetzbar ist, denn der Holzrahmenbau ermöglicht quasi alle Grundriss- und Fassadenarten.