Holzhaus dämmen mit Zellulosedämmung

22. Dezember 2021

Holzhaus dämmen: Zellulose­dämmung ist effizient und glänzt bei der Ökobilanz

Radsportler wissen es schon lange. Gegen Wind und Kälte schützt Zeitungspapier unter dem Trikot am besten. Beim modernen ökologischen Holzrahmenbau wird Altpapier sehr gern als Dämmstoff verwendet, denn eine Zellulosedämmung isoliert nicht nur hervorragend das Haus, sondern schützt ebenso vor Hitze im Sommer, dämpft den Schall und sammelt eine Vielzahl von Pluspunkten beim Thema Ökologie.

Der Holzrahmenbau eröffnet beim Hausbau die Möglichkeit, in die gesamten Decken- und Wandelemente Materialien einzubringen, die zur Dämmung des Holzhauses dienen. Besonders beliebt ist in der Praxis die Zellulosedämmung. Reichlich Platz finden die Dämmstoffe aus Zellulose in den Gefachen zwischen den einzelnen Holzständern, die wie ein Gerippe aus Trägern im Inneren der flächig beplankten Wände liegen. Ein vergleichbares Prinzip ist vom Fachwerkhausbau seit Jahrhunderten bekannt. Bei historischen Fachwerkhäusern wurden die Zwischenräume zwischen den Hölzern häufig mit Lehmsteinen, Lehmbewurf und Strohlehmgemischen verfüllt. In manchen Regionen wurden auch Ziegelsteine oder Bruchsteine verwendet.

Beim modernen Nachfolger des Fachwerkhausbaus, dem Holzrahmenbau, gibt es verschiedene Wege zur Einbringung der Dämmstoffe. Die Zellulosedämmung wird bei einer Verarbeitungsweise bereits im Werk hochverdichtet in die Wandelemente eingebracht, dabei visuell kontrolliert und anschließend als fertiges Bauteil mit eingebauten Fenstern zur Baustelle verfrachtet. Bei einer anderen Bautechnik wird der flockige Zellulosedämmstoff vor Ort durch kleine Wandöffnungen mit speziellen Maschinen in die Zwischenräume eingeblasen. Meist entscheidet die Ausstattung des Baubetriebes über die präferierte Vorgehensweise.

Wie werden Zellulosedämmungen hergestellt?

Der Urstoff der Zellulosedämmung stammt aus der Natur. Zellulose ist ein nachwachsender Rohstoff, der die Zellwände von Bäumen und Pflanzen stabilisiert. Zellulosedämmstoffe werden allerdings nicht direkt aus dem Wald oder von Pflanzen gewonnen, sondern sind in der Regel ein Folgeprodukt von Zeitungspapier. Daher ist die Zellulosedämmung ein Upcyclingprodukt, wie es im Buche steht. Der Dämmstoff wird aus sortenreinem Tageszeitungspapier gewonnen, das Tag für Tag massenhaft anfällt. Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern – schon einen Tag nach dem Erscheinungsdatum ist die Zeitung nur noch Altpapier. Umso besser, wenn sie nochmals als Dämmstoff verwertet wird.

Als pflanzliches Produkt punktet die Zellulosedämmung vor allem bei der Klimabilanz. Für die Herstellung der Zellulosedämmstoffe, für die das Zeitungspapier zerkleinert, ausgefasert und mit mineralischen Salzen zum Brandschutz vermischt wird, ist nur ein verschwindend geringer Einsatz von Primärenergie notwendig. Im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen ist der Unterschied gravierend. Stellt man die Zellulosedämmung dem Material Polystyrol (Styropor) gegenüber, das aus der endlichen Ressource Erdöl produziert und mit Abstand am häufigsten für Fassadendämmungen benutzt wird, beträgt die Einsparung an Primärenergie für die Zellulosedämmung etwa ein Sechstel, im Vergleich zur Glaswolle sogar ein Drittel. Damit sind die Zellulosedämmstoffe beim Energieaufwand in der Herstellung deutlich im Vorteil.


Holzhaus dämmen mit Zellulosedämmung

Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft

Vom Baum zur Zeitung, von der Zeitung zum Dämmstoff, vom Dämmstoff zum Dünger für junge Bäume. Die Zellulosedämmung ist ein ideales Beispiel für eine gelungene Kreislaufwirtschaft und für das Cradle-to-Cradle-Konzept (Von der Wiege zur Wiege). Nach ihrem Leben als Dämmstoff kann die Zellulose aus den Wänden einfach wieder abgesaugt und erneut als Zellulosedämmstoff verwendet werden. Oder die Zellulose wird dem Produktionsablauf wieder zugeführt oder anderweitig verwertet. Zum Beispiel kann die Zellulosedämmung von der Firma ISOCELL nach der Verwendung in der Wand zu Pflanzendünger verarbeitet werden.

Klimaschonend kommt hinzu, dass der Grundstoff des Zeitungspapiers ein natürlicher CO2-Speicher ist. Papier wird bekanntlich aus Holzfasern hergestellt. Jede Tonne Holz hat zum Wachstum circa 1,5 Tonnen CO2 benötigt, das im Holz als Kohlenstoff gebunden bleibt. Als Faustregel gilt, dass jeder Kubikmeter Holz eine Tonne CO2 bindet. Je länger die stoffliche Verwertungskette von Holzprodukten ist, desto mehr CO2 bleibt letztlich gebunden – dies entlastet unsere Umwelt. Die Möglichkeit, Kohlenstoff langfristig in Holz und holzbasierten Produkten zu binden, ist für den Klimaschutz von herausragender Bedeutung. Im Altpapier und in der Zellulose bleibt die Bindung von CO2 anteilig erhalten. Auf diese Weise trägt auch die Zellulosedämmung zur Verlängerung der CO2-Speicherung bei, denn durch die Nutzung als Dämmmaterial verlängert sie die Einspeicherung nochmals um viele Jahrzehnte. Zudem kompensiert bzw. substituiert jedes Kilo Zellulosedämmung allein aufgrund der Vermeidung von energieintensiven Herstellungsprozessen Treibhausgasemissionen von mindestens einem Kilo CO2. Auf diese Weise entstehen keine Klimafolgekosten durch den natürlichen Dämmstoff.

Der bekannte Hersteller von Zellulosedämmung ISOCELL spricht sogar von einem Klimavorteil oder Klimabonus: Pro Kilogramm eingebauten Dämmstoff speichert die Zellulose aus recyceltem Altpapier den Angaben von ISOCELL zufolge 1,21 Kilogramm CO2. Branchenkonkurrent ISOFLOC geht diesbezüglich sogar von 1,4 Kilogramm CO2 aus. Für ein Einfamilienhaus mit 300 Quadratmeter zu dämmender Fläche werden knapp 3.500 Kilogramm Zellulosedämmung verbaut, das ist eine ganze Menge gebundenes Kohlendioxid. Zellulose hat also eine negative CO2-Bilanz – wobei negativ in diesem Fall mehr als positiv ist, denn jedes Kilogramm Zellulose, das dauerhaft verbaut wird, entzieht der Atmosphäre CO2.


Verarbeitung von Isocell

Wie gut ist das Haus mit Zellulosedämmung vor Kälte und Hitze geschützt?

Dämmungen aus Zellulose zeichnen sich durch eine sehr niedrige Wärmeleitzahl von gerade mal 0,039 W/mk aus. In der Realität kann eine Zellulosedämmung sogar noch um einiges besser abschneiden, weil durch die kompakte, hochverdichtete Einbringung in die Wände und in die Deckenbereiche auch engste Spalten und Ritzen fugenlos und wärmebrückenfrei verfüllt werden. Dies verhindert sehr effektiv noch kleinste Luftströmungen in den Dämmbereichen.

Dieser Umstand macht sich auch im Sommer bezahlt. Zellulosedämmstoffe stehen für einen ausgezeichneten sommerlichen Hitzeschutz, weil die Hitze von außen deutlich langsamer ins Gebäude eindringt als bei konventionellen Dämmstoffen. Je größer die Phasenverschiebung bei der Durchdringung der Dämmstoffe ist, desto länger wird das Aufheizen des Gebäudeinneren verhindert. Gerade Dachräume, bei denen die Deckenbereiche mit Zellulose gedämmt werden, bleiben im Hochsommer daher um einige Grad kühler als herkömmliche gedämmte Dachbodenräume.

Auch im Umgang mit Feuchtigkeit besitzt eine Zellulosedämmung diverse Vorteile. Die Zellulose kann Feuchtigkeit aufnehmen, puffern und bei Bedarf abgeben, was besonders bei einer diffusionsoffenen Bauweise die Herstellung eines optimalen Raumklimas unterstützt. Nicht von ungefähr stopft man seit alters her Zeitungspapier in nasses Schuhwerk. Die Feuchtigkeit wandert aus dem Schuh in die Fasern des Zeitungspapiers hinein.
Hinzu kommt, dass die Zellulosedämmung gegenüber Ungeziefer und Schimmel resistent ist und beim Schallschutz ebenfalls auf ganzer Linie überzeugt. In Zwischenwänden und Zwischendecken können Zellulosedämmungen bis zu 3 bzw. 5 Dezibel bessere Schalldämmwerte erreichen als herkömmliche Dämmfasermatten.


Holzhaus dämmen mit Zellulosedämmung

Brandschutz und Zellulosedämmung

Die Zellulosedämmung reduziert den Energieaufwand, glänzt als CO2-Speicher, reguliert das Wohnraumklima, hält wunderbar warm und läuft zur Hochform beim Schallschutz auf. Aber brennt das zerkleinerte Zeitungspapier in den Wänden nicht wie Zunder? Ganz und gar nicht. Durch die Beimischung von mineralischen Salzen als Brandhemmer erhält die Zellulosedämmung die bestmögliche Bewertung für brennbare Baustoffe. Eine Zellulosedämmung brennt wie Holz kontrolliert und sicher. Im Fachjargon heißt es, die Zellulose schwelt, denn es verkohlt lediglich die äußere Schicht. Im Brandfall entstehen also Rückstände wie bei der Verbrennung von Holz. Bei einer circa 30 cm dicken Zelluloseschicht würde das darunterliegende Bauteil 90 Minuten vor Hitze geschützt sein. Nach der DIN EN-Klassifizierung (B‑s2,d0) gilt die Zellulosedämmung damit als „schwer entflammbar“.

In einer Umfrage von CO2online aus dem Jahre 2018 waren Hausbesitzer*innen, die ihr Eigenheim mit ökologischen Dämmstoffen gedämmt haben, zu 95 Prozent mit ihrer Entscheidung für zufrieden. Bei den Gründen ihrer Entscheidung für einen ökologischen Dämmstoff rangierten die gesundheitlichen Aspekte (78 Prozent) noch vor den ökologischen Gesichtspunkten (68 Prozent). Dicht darauf folgte das Kriterium eines besseren sommerlichen Wärmeschutzes (65 Prozent). Es gibt also viele gute Gründe, beim Bauen zum Klimaschützer zu werden.