Flexibel bauen: Ein Holzhaus für alle Lebensphasen

28. Oktober 2021

Ein Holzhaus für das ganze Leben

Ein Holzhaus ist nicht in Stein gemeißelt. Genau das kann ein Vorteil sein, wenn sich die Lebenssituation ändert. Umbauten oder die Umgestaltung des Grundrisses sind bei einem Holzhaus auch Jahrzehnte nach dem Einzug ohne große Probleme möglich. Flexibel bauen bedeutet mit Holz zu bauen. Nicht tragende Innenwände können beim Holzrahmenbau fast immer verändert werden, so lässt sich die Raumaufteilung jederzeit optimal auf die jeweilige Lebensphase anpassen.

In den meisten Fällen beginnt der Traum vom eigenen Haus mit der Familiengründung. Dies ist bei einem Holzhaus nicht anders als bei einem Massivhaus. Mehr Platz, mehr Zimmer, ein schöner Garten und ein kindgerechtes Umfeld stehen auf der Wunschliste junger Eltern ganz oben, wenn sich Nachwuchs ankündigt. Idealerweise hat dann auch die ewige Parkplatzsuche ein Ende, weil das Grundstück noch etwas Fläche für einen Carport bietet. Alles, was das frühere Leben in der Mietwohnung kompliziert machte, soll im neuen Haus besser werden. Aus diesen Gründen stehen die Kinder bei der Planung von Einfamilienhäusern meist im Mittelpunkt. Das Hier und Jetzt entscheidet und das Alter ist gefühlt noch in weiter Ferne.

Dieser Gegenwartsbezug lässt sich in modernen Grundrissgestaltungen für Familien leicht ablesen. In offenen Wohn-, Koch- und Essbereichen hat man die Kleinen selbst beim Kochen immer im Blick, geräumige Kinderzimmer mit großen Spielflächen sind bei Familien ebenso beliebt. Der Trend in der Wohnarchitektur geht klar zu grundsätzlich offenen Raumkonzepten, häufig sind nur die Schlaf- und Badezimmer wirklich von den Gemeinschaftsflächen separiert. Man muss nicht zu den Helikopter-Eltern zählen, um die Vorteile eines offenen Grundrisses zu erkennen. Ohne überflüssige Wände gelingt Kommunikation auch über mehrere Räume hinweg, zudem erhalten fast alle Wohnflächen natürliches Licht und Wärme durch die Fensterflächen.


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Flexibles Bauen beginnt bei der Hausplanung

Kleine Kinder wachsen jedoch schneller als man denkt. Diese unbestreitbare Tatsache sollte bei der Hausplanung nicht in Vergessenheit geraten. Spätestens im Teenie-Alter ändern sich die Wohnwünsche und Bedürfnisse der Kinder. Der Schrecken aller Eltern trägt den Namen Pubertät. Meistens ist fortan Schluss mit Kuscheln. Abgrenzung und Abstand zu den Eltern sowie ausreichende Rückzugsorte im Haus sind in der Regel in dieser Zeit gefragt. Liegt das Elternschlafzimmer direkt neben den Kinderzimmern, ist das für alle Beteiligten unangenehm. Die Kinder fühlen sich belauscht und kontrolliert, die Eltern von lauter Musik gestört. Wenn die Kinder zudem jeden zweiten Tag eine Horde Freunde einladen, teilen auch die Eltern bald den Wunsch nach mehr Abstand. Bei aller Schönheit kommen offene Grundrisse nun an ihre Grenzen. Sie lassen weniger Privatsphäre zu und eignen sich schlechter als Ruhezonen. Außerdem kann es ohne Zwischenwände recht laut im Haus sein.

Holzrahmenbau als flexible Bauweise

Wer gute Nerven hat, übersteht die Zeit des Heranwachsens mit Ach und Krach noch ohne Umbaumaßnahmen. Beim Holzrahmenbau lassen sich aber mit recht wenig Aufwand Grundrisse umgestalten, Zwischenwände neu einziehen oder entfernen, weil Innenwände bei dieser Bauweise meist nichttragend sind. Ohne großen konstruktiven und finanziellen Aufwand können Raumstrukturen verändert werden. Die Lasten des Hauses werden beim Holzrahmenbau zum Großteil über die Außenwände abgetragen. Mit dieser „integrierten“ Flexibilität des Holzrahmenbaus ist man für diverse Nutzungsphasen im Leben einer Familie bestens gerüstet. Die Anpassungsfähigkeit eines Wohnhauses ist auch ein Kriterium der ökologischen und ökonomischen Wertstabilität. Ein Gebäude, das sich kostengünstig an die Lebensphasen der Bewohner angleichen lässt, ist zugleich nachhaltiger und effizienter.

Wohnen bereits bei der Planung als Prozess betrachten

Bei der Planung eines Einfamilienhauses lohnt ein vorausschauender Blick in die Zukunft. Sind die Kinder erst einmal erwachsen und bereit, aus dem Elternhaus auszuziehen, herrscht meist ein Platzüberschuss im Eigenheim. Das Kinderzimmer wird zum Gästezimmer, zum zweiten Elternschlafzimmer oder zum Hobby-, Bügel- oder Büroraum umfunktioniert.

Besonders vorausschauende Eltern haben von Anfang an eine Etage so konzipiert, dass sie später einmal als eigene Wohneinheit vermietet werden kann. Durch diesen schlauen Schachzug sichern sich die Bauherren hohe Förderzuschüsse für eine Einliegerwohnung im Rahmen der KfW-Förderung. Ein separater Zugang, eine Kochnische und ein Bad sind für den Erhalt einer solchen Förderung obligatorisch. Dabei ist es am Ende egal, ob die Wohneinheit als Zuhause des bereits volljährigen Kindes genutzt oder von einem Mieter bewohnt wird. Im Alter ist sicherlich auch denkbar, dass eine Pflegekraft in die Einliegerwohnung einzieht. Eltern, die im Rentenalter noch im eigenen Haus leben möchten, sollten auch dieses Szenario vorausschauend planen.


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Wohnen im Alter

Das Wohnen in der zweiten Lebenshälfte und die damit häufig verbundenen Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit bedingen sicherlich die Großzahl aller Umbaumaßnahmen bei Einfamilienhäusern. Viele dieser klassischen Maßnahmen lassen sich aber bereits vorwegnehmen und in die Hausplanung integrieren. Zum Beispiel sind bodengleiche, begehbare Walk-In Duschbereiche so oder so gerade hochmodern und tragen schon erheblich zum barrierefreien Badezimmer bei. Sofern das Badezimmer auch im Alter gut erreichbar ist und die Breite der Türen auch rollstuhlgerecht angelegt wurde, wäre ein so geplantes Badezimmer bereits barrierefrei.

Schwellen und zu steile Treppen machen im Alter den Bewohnern zunehmend zu schaffen. Sinnvoll ist daher eine nachhaltige Planung, die beispielsweise im Erdgeschoss einen Wohnraum und ein Badbereich vorsieht, damit dieser Bereich im späteren Leben auch schwellenlos bewohnbar wäre. Ebenso sollte mindestens ein Ausgang, beispielsweise zur Terrasse, ebenfalls schwellenlos begehbar sein. Steigungen und Breiten von Treppen lassen sich auch von Anfang an altersgerecht planen, damit im Alter der Aufstieg ins Obergeschoß möglichst angenehm bleibt.

Vor allem der Holzrahmenbau bietet sich als Bauweise für eine nachhaltige Hausnutzung an, da er viele Umbauoptionen bis hin zur Wohnraumerweiterung durch einen Anbau oder eine Aufstockung anbietet. Wichtig ist, dass Bauherren, Baufrauen und Baufamilien sich von Anfang an mit dem Thema „Flexibles Bauen“ beschäftigen, damit möglichst lang der Spaß am Wohnen im Eigenheim erhalten bleibt.