22. Januar 2021

Bauen mit Holz:
Für das beste Raumklima im Holzhaus

Gesundheit, Wohlbefinden, Wohlfühlen: Ein wohngesundes Raumklima ist ein wesentlicher Faktor der Wohnqualität. Beim Hausbau rückt das Thema stark in den Fokus, weil heutige Neubauten sehr gut gedämmt werden und kaum noch einen natürlichen Luftwechsel zulassen. Das Bauen mit schadstoffarmen Baumaterialien und einem diffusionsoffenen Wandaufbau führt aber auch im Neubau zu einem optimalen Wohnraumklima. Je natürlicher die Baustoffe, desto gesünder wohnen wir.

Wir verbringen immer mehr Zeit in geschlossenen Räumen, sei es im Büro oder im eigenen Zuhause. Fachleute gehen von 90 Prozent unseres Lebens aus, die wir nicht draußen, sondern in Innenräumen verbringen. Gleichzeitig leben und arbeiten wir heute dank der Energiesparverordnung vielerorts in nahezu luftdichten Gebäuden. Deshalb wird die Beachtung des Raumklimas immer wichtiger. Die Energie­sparverordnung bei Neubauvorhaben schreibt hohe Dämmstandards und luftdichte Gebäudehüllen vor. Genau dies kann jedoch zu Problemen mit der Raumluft führen. Nicht nur die wohlige Wärme bleibt im Gebäude, auch verbrauchte Luft und Schadstoffe können nicht abziehen, wenn nicht für einen regelmäßigen Luftaustausch gesorgt wird.

Aus diesem Grund wird die Optimierung des Raumklimas und die Vermeidung von Schadstoffen enorm wichtig. Schadstoffe in der Wohnraumluft können zum Beispiel aus Baumaterialien, Lösungsmitteln, aus ausgasenden Werkstoffen oder Verleimungsarten der Möbel und Bodenbeläge stammen (z.B. Formaldehyd). Allergien, Asthma, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen sind daher häufig auch die Folge von Wohngiften und belasteten Materialien. Auch Schimmelpilz kann chronische Atemwegserkrankungen auslösen – und nicht immer verraten muffige oder seltsame Gerüche und Flecken sofort die Ursache. Am besten ist es natürlich, wenn erst gar keine Probleme und vor allem keine Krankheiten entstehen.

Bei luftdichten Gebäuden reicht eine manuelle Fensterlüftung meist nicht aus, um eine angemessene Luftwechselrate herzustellen. Insbesondere für berufstätige Menschen, die auswärtig arbeiten und dementsprechend tagsüber im eigenen Zuhause keine Fenster öffnen können, empfiehlt sich eine automatische Lüftungsanlage. In diesem Kontext spricht man auch von kontrollierter Wohnraumlüftung.

Beim Bau eines Holzhauses kommen zusätzliche und kombinierbare Möglichkeiten ins Spiel, um von Anfang an ein gesundes Raumklima im Holzhaus zu erreichen. Eine streng ökologische Bauweise, die auf den Einsatz von Naturbaustoffen setzt, schafft auf ganz natürliche Art ein gesundes Wohn- und Raumklima voller Gemütlichkeit und Behaglichkeit. Neben den natürlichen Baustoffen trägt vor allem ein diffusions­offener Wandaufbau als feuchte­regulierender Faktor enorm zur Verbesserung der Raumluft bei. Dieser wasserdampf­durchlässige Aufbau der Wände und der Einsatz von diffusionsoffenen Naturbaustoffen wirkt in Kombination bereits wie ein natürlicher Klimaregulator im Holzhaus. Er gleicht Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit aus und hält sie konstant in einem gesunden Bereich.


Raumklima im Holzhaus: Kinderzimmer

Diffusionsoffener Wandaufbau sorgt für ein gutes Innenraumklima im Holzhaus

Modern konstruierte Häuser aus Holz besitzen häufig sogar überdurchschnittlich hohe Dämmwerte, da hochwertige Naturdämmstoffe aus Zellulose oder Holzfaser und weitere Holzwerkstoffe im Wandaufbau zum Einsatz kommen. Ein Holzhaus sollte daher luftdicht, aber zugleich auf jeden Fall auch dampfdiffusionsoffen sein. Beliebt ist zur Erklärung der Vergleich mit modernen Funktionstextilien wie zum Beispiel Gore-Tex. Solche Textilien bilden effektive Barrieren gegen Wind und Wasser, Wasserdampf kann hingegen von innen nach außen wandern. Ganz ähnlich verhält sich ein diffusionsoffener Wandaufbau.

Eine luftdichte Gebäudehülle senkt den Verbrauch an Heizenergie, da keine erwärmte Raumluft durch etwaige Spalten und Fugen unkontrolliert entweicht. Zudem wird durch eine luftdichte Gebäudehülle Zugluft vermieden. Wärmeschutz und Gebäudeabdichtung dienen daher nicht nur der Energieeinsparung, sondern erfüllen auch einen wichtigen Beitrag für die Behaglichkeit eines Raumklimas. Darüber hinaus kann durch die Abdichtung keine Innenluft, die erwärmt und stets einen gewissen Grad an Feuchtigkeit enthält, in die Konstruktionsebene der Wand gelangen, kondensieren und auf diesem Wege die Bausubstanz schädigen. So wird besonders die Dämmung vor Durchfeuchtung durch Wasserdampf aus dem Rauminneren geschützt. Um diese Dichtheit der Gebäudehülle nachzuweisen, wird in der Regel ein sogenannter Blower-Door-Test vor dem Einzug durchgeführt.

Streng ökologisch arbeitende Holzbaubetriebe sind nun daran zu erkennen, dass sie bei ihren Holzhäusern die luftdichte Gebäudehülle ohne Einsatz von Kunststofffolien als Dampfsperre konstruieren. Dies ist auch die Grundvoraussetzung für einen diffusionsoffenen Wandaufbau, der Feuchtigkeit und Wasserdampf von innen nach außen transportieren kann. Holz kann nur seine Fähigkeit zur Regulierung des Raumklimas entfalten, wenn es nicht von dampfdichten Folien blockiert wird.

Ein diffusionsoffener Wandaufbau wird von innen nach außen immer diffusionsoffener, also durchlässiger. Die dichteste Schicht findet sich an der Innenseite meist in Form einer OSB-Platte, die als Dampfbremse, aber nicht als Dampfsperre fungiert. Die diffusionsoffenen Baustoffe, die schichtweise den Wandaufbau eines Holzhauses bilden, nehmen die anfallende Feuchtigkeit aus der Raumluft auf und puffern sie wie in einem Zwischenspeicher. Dies gelingt, weil die gewählten Materialien offenporig und sorptionsfähig sind. Sie verfügen über ein offenporiges Gefüge mit größeren Kapillaren, die Feuchtigkeit aus der Luft zügig aufnehmen können.

Wenn die Raumluftfeuchte zu hoch ist, wird Feuchtigkeit von den Baustoffen aufgenommen. Ist die Luft im Winter durch das Heizen zu trocken, wird Feuchtigkeit wieder abgegeben. So kann eine relative Luftfeuchte im Optimalbereich, die zwischen 40 und 60 Prozent liegt, stabil erreicht werden. Eine diffusionsoffene Wandkonstruktion ist daher für ein ausgewogenes Raumklima und zum Schutz vor Feuchteschäden elementar. Sie verbessert merklich das Wohnklima und mindert die Gefahr, dass sich im luftdichten Gebäudeneubau Schimmel bildet.

Natürliche Baustoffe verbessern das Raumklima im Holzhaus

Beim ökologischen Bauen werden Materialien und Werkstoffe bevorzugt, die nachhaltig produziert werden oder nachwachsend und ressourcenschonend sind. Meist handelt es sich zudem um offenporige und hygroskopische Materialien, die einen positiven Einfluss auf das Raumklima im Holzhaus haben. Zuerst ist hier natürlich das Holz zu nennen. Das Holz nimmt mit seiner offenporigen Zellstruktur nicht nur Luftfeuchtigkeit auf, es filtert auch die Luft und kann sogar Schadstoffe aus der Luft binden. Vor allem aber gibt es selbst keine Schadstoffe ab. Vielmehr duftet das Holz und fühlt sich aufgrund einer angenehmen Oberflächentemperatur warm an. Daher sorgt Holz quasi naturgegeben bereits für eine gewisse Gemütlichkeit im Haus.

Neben dem Holz finden sich im typischen ökologischen Wandaufbau offenporige Materialien wie zum Beispiel Zellulose- oder Holzfaser-Dämmstoffe, Holzweichfaserplatten, Holzwerkstoff- oder Naturkorkplatten.


Raumklima im Holzhaus: Badezimmer

Beim Innenausbau die Offenporigkeit erhalten

Natürlich ist es bei einem solchen Wandaufbau dann sinnvoll, im Innenausbau ebenfalls offenporige Werkstoffe zu bevorzugen, damit die Materialien nicht verschlossen werden. Zum Beispiel sind Putze aus Kalk offenporig, diffusions- und sorptionsfähig. Kalkputze bieten keinen Nährboden für Schimmel und eignen sich aufgrund ihrer feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften hervorragend für den Badbereich, also für Feuchträume. Im Nassbereich ist Tadelakt ein echter Hingucker, sofern ein fliesenloses Bad erwünscht ist. Bei dieser traditionellen marokkanischen Putztechnik wird Muschelkalk mit Olivenseife stark verdichtet und an die Wände mit einer Spezialkelle aufgebracht. Optisch wirkt die ansatzlose, wasserfeste und diffusionsoffene Oberfläche, leicht marmoriert. Tadelakt muss regelmäßig mit Olivenseife nachbehandelt werden, es lässt sich aber ansonsten leicht reinigen.

Der Shootingstar unter den Putzsystemen ist aber sicherlich Lehm, einer der ältesten und bewährtesten Baustoffe der Welt. Lehm ist als Gemisch von Ton, Kies, Sand und Schluff fast überall verfügbar, wiederverwendbar und ohne großen Energieeinsatz und ohne chemische Zusätze produzierbar. Lehmbaustoffe und Lehmputze haben ein ausgesprochen hohes Sorptionsvermögen, sind diffusionsoffen und entziehen der Luft sogar Geruchs- und Schadstoffe. Lehmbaustoffe nehmen Feuchtigkeit (Wasserdampf) auf der Luft rasch auf und geben diese bei Bedarf wieder an die Raumluft – so regulieren sie auf natürliche Weise das Wohnraumklima. Wohnräume, die mit Lehmbaustoffen ausgestattet wurden, erreichen meist eine konstante Luftfeuchte, die mit 45 bis 55 Prozent im Optimalbereich liegt.

Zudem besitzen Lehmputze gute Wärmespeichereigenschaften. Wird eine Lehmputzwand beispielsweise tagsüber von Sonnenlicht erwärmt, nimmt der Lehmputz die Wärme auf und gibt sie erst wieder ab, wenn es im Raum am Abend kühler wird. Der natürliche Alleskönner Lehm ist daher ein Garant für eine warme und gesunde Wohnatmosphäre und senkt zusätzlich noch die Heizkosten.

Auch Holzfußböden, Holzmöbel oder Holztreppen und Holzfenster haben einen positiven Einfluss auf das Innenraumklima. Hölzer sollten vorzugsweise offenporig bleiben und nicht mit einer Lackschicht verschlossen werden. Zum Beispiel wäre ein geölter Holzboden vorteilhafter für das Raumklima als ein lackversiegelter Boden. Auch beim Mobiliar sollten möglichst die Holzoberflächen mit einem Öl oder einer Lasur gestrichen werden, damit das Holz seine Offenporigkeit behält und weiter „atmen“ kann. Wer natürliche und diffusionsoffene Baumaterialien mit einer feuchteregulierenden Wandkonstruktion koppelt, genießt in einem Holzhaus neben einem optimalen Kälte- und Hitzeschutz auch ein großartiges Raumklima.